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644 Psychische Ötudien. XXXI. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1904.)
Litteraturbericht.
Berichterstatter für sämmtliche Litteratur des In- sowie Auslandes ist Hofrath
Dr. Wemekke in Weimar, an welchen auch alle Rezensionsexemplare einzusenden
sind. Die Redaktion Übernimmt keine Verantwortung für die in
den Besprechungen ausgesprochenen Ansichten.
A. ßticherbesprechuagen.
Handleiding tot de kennis van het Spiritisme, door H. N. de Fremery.
Bussum 1904, C. A. J van Dishoeck (380 S. 8°. Preis 2.90 Gulden).
Yon dem auch ausserhalb Hollands wohlbekannten Herrn
de Fremery (Mitredakteur der werthvollen Zeitschrift „Het toekomstig
Leven") wird hier eine Einführung in die Kenntniss des Spiritismus
geboten (nicht — wie man vielleicht nach dem Ausdrucke „handleiding
" vermuthen könnte, eine praktische Anleitung zu Versuchen).
Man nimmt das elegant ausgestattete, mit Illustrationen gezierte
Buch gern in die Hand und liest es mit Vergnügen und JNutzen.
Die einzelnen Kapitel behandeln : 1. Die Beschränktheit unserer
Sinnesorgane; 2. Unser Wahrnehmungsvermögen im Schlaf zustande;
3. Das Hellsehen der Somnambulen; 4. Gedankenübertragung;
5. Doppelgänger; 6. Das Od und seine Wirkungen; 7. Automatische
Schrift; 8. Materialisationen. Die einschlagende Litteratur —
deutsche, französische, englisch-amerikanische — wie sie am Schlüsse
des Werkes aufgezählt wird, ist sorgfältig benutzt und daraus eine
sehr brauchbare Uebersicht über das Gebiet der neueren psychischen
Forschung zusammengestellt. Von der geschichtlichen Entwickelung
des modernen Spiritismus wird ein klares Bild gegeben, zwar nicht
mit der Ausführlichkeit, wie es etwa I<\ Podmore in seinem „Modern
Spiritualism" gethan, dafür aber mit viel grösserer Ruhe des Ur-
theils, nicht mit jener Voreingenommenheit, weiche alle okkulten
Erscheinungen auf Täuschungen oder Betrug zurückführen zu
müssen glaubt. Es wird anerkannt, dass vom Standpunkte des
Personalismus und des Animismus sich eine grosse Anzahl der hierher
gehörigen Erscheinungen erklären lässt, dass selbst für automatische
Schrift die animistische Erklärung in vielen Fällen annehmbar
sein mag — aber eben nicht in allen. Man kann namentlich
den gut beglaubigten Materialisationserscheinungen gegenüber ohne
die spiritistische Erklärung nicht auskommen. Wir haben uns zunächst
mit der Thatsache abzufinden, dass derartige Vorgänge zwar
nicht auf experimentellem Wege herbeizuführen, aber doch er-
fahrungsmässig festgestellt sind. Bei den Materialisationen handelt
es sich um wirkliche Erscheinungen von Verstorbenen. Sie liefern
den Beweis, „dass objektiv wahrnehmbare Selbstprojektionen zu
ihrem Entstehen nicht den stofflichen Leib dessen bedürfen, von
dem sia ausgehen. Dieser Leib mag in seine Atome zerfallen; der
Seele bleibt nicht allein ihre Denkkraft, sondern auch ihr Organisationsvermögen
erhalten. Unter welchen Bedingungen diese Kräfte
sich äussern, liegt noch im Dunkeln/' Der Verf. steht danach
wesentlich auf dem Standpunkte K du /VW», mit dem er auch in
der Yerwerthung der Odlehre übereinstimmt. Wernekke.
Die Handschrift Napoleon I. Mit 40 Bildern, Briefen und Unterschriften
Napoleons in Faksimile. Von Armand Dayot. Leipzig
1904, Beinr Schmidt Sr Carl Gunther (24 S. hoch 4<>. Preis M. 1.50).
Die Anwendung der Graphologie, woran die Neuzeit — nach
den Arbeiten eines Renze, Busse, Michon u. a. — denn doch ein gesteigertes
Interesse nimmt, kann einestheils auf die Beurtheilung
des Charakters mehr oder weniger unbekannter Personen auf Grund
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