Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 651
(PDF, 224 MB)
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Dankmar: Geistige und soziale Strömungen etc. 651

Wirbel sei. Er machte hiervon Goethe Mittheilung, mit dein
er befreundet war; dieser behauptete, denselben Gedanken
schon 1791 auf dem Lido zu Venedig gefas3t zu haben und
es entstand zwischen beiden ein unerquicklicher Streit.*)
Hatte Goethe noch das grosse Verdienst, den Zwischenknochen
im Oberkiefer des Menschen nachgewiesen zu haben,
„wodurch die Stetigkeit der organischen Entwickelung
zwischen Thier und Mensch beurkundet wurde," so hat Oken
die lange verkannte Epigenesis-Theorie Caspar Fr. Wolff*
aufs Neue entdeckt und zur Geltung gebracht, wodurch die
Präformationstheorie (auch Evolutionstheorie genannt) in
der üntogenie endgültig beseitigt wurde.

Um auf die Schädeldecke zurückzukommen, so wenden
wir uns zunächst Franz Joseph Galt zu, einem Badenser, der
in Wien (unter mn Snrieten) den Grund zu seinen Studien
über die Schädellehre legte, welche noch zu und nach
seinen Lebzeiten einen so heftigen Pederstreit hervorrief.
Wir haben seiner schon (Theil A, Buchausgabe p. 32 ff.)
gedacht und heben hier nochmals als Zentralpunkt seines
Systems hervor, dass er behauptete: sowie jede Thätigkeit
des Körpers an ein bestimmtes Organ gebunden ist, so
müsse auch jede geistige Thätigkeit in bestimmten Hirn-
theilen ihren Sitz haben; aus den Hervorwölbungen des
Schädeldachs sollte man auf die Ausbildung des betreffenden
„Sinneö" Schlüsse ziehen können. Oder anders gesagt:
unter einer bestimmten Stelle des Schädeldachs sollte derjenige
Theil der Gehirnsubstanz liegen, welcher als Träger
einer bestimmten Neigung, eines bestimmten Triebes zu
betrachten sei. Ein so plumper Zusammenhang zwischen
Innerem und Aeusserem besteht nun allerdings nicht, aber
das so lange beliebte völlige Verwerfen der Lehre Gall's
war doch grundlos. In der krassen Durchführung, wie
Gall sie bot, w a r die Lehre allerdings Irrthum; aber gerade
die neuere Zeit würdigt Galf% Versuche mehr, als dies vor
C>U Jahren noch glaubhaft erschien. Die moderne Nervenheilkunde
nimmt auch an, dass namentlich für die Sinnesorgane
„bestimmte Bezirke der sogenannten grauen Rinde
des grossen Gehirns als Zentralwerkzeuge zu betrachten

*) Oken musste nach dem Wartburgfeste, wo er auch als Eedner
aufgetreten war, Jena, wo er selbst eine Professur inne hatte, verlassen
. Er war sein Leben lang nicht nur als Naturforscher, sondern
auch als Politiker unermüdlich thätig und seine Zeitung „Isis" war
lange Zeit der Sammelpunkt aller nationalen und liberalen Elemente.
Oken starb 1851 einsam in der gastlichen Schweiz, in die er sich
zwei Mal geflüchtet hatte. Er war der Begründer der jährlichen
Naturforscherversammlungen; die erste trat 1822 zusammen.

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