Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 664
(PDF, 224 MB)
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664 Psychische Studien. XXXI. Jahrg. 11. Hett. (November 1904.)

frage und ist gleich den Produktionskosten. Die Kosten,
die der Arbeiter verursacht, beschränken sich fast nur auf
die Lebensmitte], die er zu seinem Unterhalte und zu seiner
Fortpflanzung braucht. Der Durchschnittslohn, der sich
stets blos darauf beschränkt, dem Arbeitnehmer das zur
Fristung seiner Existenz und za seiner Fortpflanzung Notwendigste
zu geben, drückt den Arbeiter auf ein Existenz-
m iniin um herab. Wer aber den Menschen auf ein
Existenzminimum herabdrückt, drückt ihn zugleich damit
auch auf ein Kultur minimuia herab und trä4t
so schliesslich die Schuld, wenn er in Generationen geistig
und körperlich verkümmert und schliesslich zum „homo
cloaeinus" degetierirt. —

Die heutige Menschheit verfügt nun über Produktionskräfte
, die ohne Ueberansti^ngung der Arbeiter das Doppelte
von dem erzeugen könnten, was die ge>ammte Menschheit
zu ihrem Wohlbefinden braucht. Aber der Umstand, dass
jede Vermehrung der Produktion zugleich die Waaren verbilligt
, diese Wohlteilheit aber die Unternehmer ruinirt,
gestattet nicht einmal die Herstellung des Nothwendigen.
Entstanden in früheren Zeiten Hungersnoth und Nothstand
aus Mangel an Vorrätben, so sperrt man jetzt durch
Schutzzölle die Grenzen ab vor dem Zusammenströmen
neuer Vorräthe und jammert dann über cWi Ueberfluss
an Korn, über die Wohlfeilheit der Baumwolle, während
der gemeine Mann dabei \ielfach weder genügend Brod,
noch Hemden hat. Eine ungeheuere Vorrathskammer wird
so die Welt, ein einziges grosses Schaufenster; auch an
Kauflustigen fehlt es nicht, aber an Kauffähigen:
das Geld fehlt. Und so „geriethen wir in die tragikomische
Lage, an Reichthümern ersticken zu müssen, die wir haben,
aber nicht gemessen dürfen."*) Aus diesem unlöslichen
Interessenkonflikt entstehen nun Krisen, d. i.
allgemeine Absatzstockungen. Cariyle, dieser edle Mann,
charakterisirt diese Krisen in seiner einzigen Art, indem
er sagt: „Zu viel Hemden? Das ist neu auf dieser niminer-
ßatten Erde mit ihren neunhundert Millionen nackter Rücken."
Jede UeberProduktion ist zugleich eine Unter-
konsumption. Die moderne bürgerliche Gewselisehaft, die
so gewaltige Produktionsmittel hervorgezaubert hat, „gleicht
dem Hexenmeister, der die unterirdischen Gewalten nicht
mehr zu beherrschen vermag, die er heraufbeschworen hat/4
wie Marx so treffend bemerkt. Bei diesen Krisen werden
nun oft Hunderttausende Menschen arbeitslos, dadurch

*) Karl Jentsch, „Sozialauslese, Kritische Randglossen" IV, 176 fL


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