Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 695
(PDF, 224 MB)
Bibliographische Information
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Beobachtungen über das Nachtwandeln.

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jungen Mann von 16 Jahren kennen, der von Zeit zu Zeit
aussergewöhnliche Anfälle hatte. Während dieser Anfälle
erhob er sieh schlafend aus dem Bett und ging mit offenen
Augen im Zimmer herum, wobei er Hindernisse, die man
ihm in den Weg stellte, entweder sorgfältig vermied oder
hinwegnahm. Dann warf er sich wieder ins Bett und
wachte nach einiger Zeit auf, um sehr erstaunt die Umstehenden
zu erblicken, die ihm zugesehen hatten. Das
Experiment weist nach, dass Somnambule, welche die
Augen geschlossen halten, sich verletzen, wenn man ihnen
ein unbekanntes Hinderniss in den Weg stellt; ebenso fallen
sie in Löcher usw. Wenn sie sich mit geschlossenen Augen
in einem bekannten Lokale aufhalten, orientiren sie sich,
wie die Blinden, durch Tasten und mit Hilfe des Ortsgedächtnisses
. Ebenso wie Hören und Sehen können
auch andere äussere Sinne während des Traumes thätig
sein. Wir riechen die Exhalationen, die uns umgeben, wir
schmecken, ob unser Speichel nach schlechter Verdauung
bitter oder süsslich ist, wir fühlen die Wärme, die Kälte
usw. Die Meisten denken, der Somnambulismus sei ein
ganz aussergewöhnlicher Zustand, weil die Somnambulen
während ihres Schlafes Dinge ausführen, die sie im wachen
Zustande nicht fertig bringen. Alles Wunderbare aber ver-
schwindet sofort, wenn man sich überlegt, unter welchen
Umständen diese tollen Kunststücke ausgeführt werden.
Fast Jedermann kann von der Galerie eines Thurmes aus
grosser Höhe ohne Furcht herabsehen, wenn erstere nur
ein Geländer hat. Man kann auch auf einer sehr schmalen
Latte, die auf dem Boden liegt, hinlaufen, ohne zu straucheln,
aber man lasse das Geländer weg oder lege die Latte über
einen Abgrund, und wir sind verloren. Warum? Weil
wir nicht auf der Latte gehen können ? Durchaus nicht: —
es ist nur die Furcht, die uns das Zutrauen zu unseren
Kräften raubt. Beurtheilen wir danach den Somnambulen.
Er sieht recht gut, was er thut, aber die Organe, die ihm
die Gefahr anzeigen, schlafen, daher ist er ohne Furcht
und führt alles Das aus, was ihm seine körperliche Verfassung
gestattet. Man wecke ihn auf, und er wird im
Augenblick die Gefahr erkennen und darin umkommen.
Auch der Somnambulismus beweist somit die Mehrheit der
Organe. — [Verf. beschränkt sich, wie es scheint, absichtlich
auf die den körperlichen Organen eigentümlichen Erscheinungen
bei Somnambulen, während ihre eigentlich wunderbaren
Leistungen mit den übersinnlichen Fernwahrnehmungen
beginnen, über welche bekanntlich erst du Prel's
transzendentale Philosophie Licht verbreitet hat. — Red.]


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