Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 697
(PDF, 224 MB)
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Zwei Seelen in einer Brust.*1

697

gemeiner Lähmung erkrankten Mannes besehrieben, der
sieh stets in den Strassen seiner Stadt verirrte, wenn er
an den Weg dachte, den er nehmen wollte, auf der andern
Seite aber wieder automatisch nach Hause kam, wenn er
in seinen Gedanken mit etwas anderem beschäftigt war.
Auch gewisse Sprachstörungen, die sich in der Wiederholung
einzelner Sätze und Wörter äussern, gehören in
dasselbe Kapitel. Es ist zweifellos, dass diese Zersetzung
der Persönlichkeit auch durch eine gewaltsame Verletzung
des Gehirns herbeigeführt werden kann. Von besonderer
Wichtigkeit ist die Auffassung von der doppelten Persönlichkeit
im Menschen mit Rücksicht auf das Wesen der
Suggestion und Hypnose. Bei Einflüssen dieser
Art handelt es sich doch darum, dass der Wille des einen
Menschen durch den des anderen unterdrückt wird. Der
überlegene Theil hat also die Fähigkeit, die höhere eigenwillige
Persönlichkeit in seinem Mitmenschen vorübergehend
auszuschalten und die niedere automatische hervortreten
zu lassen und nach seinem Belieben zu lenken. Man weiss,
dass auch nach dem Erwachen aus der Hypnose ein dazu
veranlagter Mensch noch weiter unter dem Bann des fremden
Willens steht und Handlungen ausführt, die sich in
gar keinem Zusammenhang mit seinem eigenen Verstand
und Willen befinden. Auch dies ist selbstverständlich ein
anormaler und demnach krankhafter Zustandf aber es
zeigen sich hier gleichfalls Uebergänge vom Gewöhnlichen
zum Alltäglichen. Jede Ueberredung, jede wirksame Belehrung
, jeder erfolgreiche Rath stellt im eigentlichen Sini e
eine Suggestion dar und die Verdrängung des Willers
durch einen fremden. Auch ein Hypnotiseur wird daran
denken müssen, seinen Einfluss auf die Personen, die er
nach seiner Art behandeln will, Schritt für Schritt zu gewinnen
. Wenn man Jemand die Augen schliessen lässt
und ihm sagt: „Ich befehle Dir, dass Du Deine Augen
nicht mehr öffnen kannst, und Du wirst sie nicht mehr
öffnen können," so wird man in den weitaus meisten Fällen
keinen Erfolg damit haben. Der Gegensatz zu der eigenen
Erfahrung ist zu gross; die Versuchsperson fragt sich in
einem solchen Augenblick: „Warum sollte ich es nicht
thun können?" und mit diesem Widerstand gegen den
fremden Einfluss regt sich der eigene Wille. Ein geschickter
Hypnotiseur wird dann fragen, ob es dem Betreffenden nicht
schwerer gefallen ist, die Augen zu öffnen als sonst, und
wenn ihm dann ein Zugeständniss gemacht wird, so baut
er darauf weiter und kann es schliesslich dazu kommen, dass
er mit der Versuchsperson machen kann, was er will.

Psychische Studien. November 1904. 45


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