Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 698
(PDF, 224 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1904/0709
698 Psychische Studien. XXXI. Jahr*, lt. Heft. (November 1904.)

Solche Experimente sind so oft in aller Oeffentlichkeit
und unter einwandfreien Umständen vorgeführt worden,
dass an der Thatsaehe ihres Verlaufes nicht zu zweifeln ist.
Der Glaube an einen übermächtigen fremden Willen und
die Verzweiflung am eigenen ist die Pforte, durch die sich
die Suggestion einschleicht, bis sie zu einer wirklichen Ohnmacht
gegenüber der fremden Beeinflussung führt. Die
Leichtigkeit, mit der die Trennung der beiden Seelen in
der Menschenbrust bei vielen Leuten geschieht, hat zu Erwägungen
über die Möglichkeit geführt, die Suggestion
zu Heilzwecken anzuwenden. In der That hat man
gewisse hysterische Anzeichen und Punktionsstörungen
scheinbar durch Suggestion geheilt, und man fragt sich,
ob man nicht auf diesem Wege zu einer Art von moralischer
Orthopädie kommen könnte, durch die sich lasterhafte
Gewohnheiten oder Neigungen unterdrücken Hessen.
Mit Rücksicht darauf kann es nicht scharf genug betont
werden, dass eine sehr grosse Gefahr in solchen
Versuchen liegt Durch Suggestion kann allerdings das
äusserliche Anzeichen einer Krankheit beseitigt, nicht aber
die Krankheit selbst geheilt werden (? — Red.) und dabei
werden sich bald, wenn nicht dieselben, so doch andere
Aeusserungen der Krankheit einstellen, die in den meisten
Fällen nicht minder bedenklich sind als die früheren. Alle
Hysterischen und Nervenleidenden sind der Suggestion am
meisten zugänglich, der Zersetzung der doppelten Persönlichheit
am leichtesten ausgesetzt. In vielen Fällen besteht,
wie schon angedeutet, ihr krankhafter Zustand gerade
darin, dass sich diese Zersetzung durch Vorgänge in ihnen
selbst, durch den Einfluss, den man als Autosuggestion
bezeichnet hat, vollzieht. Wenn man an derartige Kranke
mit Suggestion oder Hypnose herantritt, so kann ihr Leiden
dadurch nur verstärkt werden. Die mächtigste Förderung
jeder Fähigkeit liegt in der Gewohnheit; daher wird
die Trennung des willkürlichen von dem unwillkürlichen
Handeln, wenn sie auf künstlichem Wege in der Hypnose
absichtlich herbeigeführt wird, sie nur noch verschärfen.
Was den Kranken, die zu Geistesstörungen dieser Art
neigen, eigentlich fehlt, ist eine Erziehung in umgekehrtem
Sinn, eine Verminderung ihrer Erregbarkeit und die möglichste
Wiederherstellung des. normalen Zusammenarbeitens
jener beiden Seelen. Die Ueberredung seitens eines verständigen
Menschen kann hier viel Gutes leisten, die Suggestion
nur Nachtheil bringen. Stets bedeutet letztere eine weitere
Schwächung des eigenen Willens, wo doch alles darauf ankommt
ihn zu wecken und zu stärken.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1904/0709