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Litteraturbericht.
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führlichen Bericht über erfolgreiche Sitzungen mit Dr. Stade), — An die
,,Freidenkeru, dfe diesen Namen verdienen. Die Affäre Chapuis-Marlin.
(Mme. Victorine Martin, die „Hexe von Marly", wegen Testamentserschieichung
und angeblicher Vergiftung der Witwe Chapuis angeklagt,
— vgl. S. 191 er. — wurde in 1. Instanz zu 100 fr. Geldstrafe und
4 Jahren Gefängniss verurtheilt, welche Strafe der Appellgerichtshof am
20. Aug. auf 15 Monate Gefängniss herabsetzte). Die Entschlüpften.
(Hunderte französischer Priester naben in letzter Zeit ihren Austritt aus
der katholischen Kirche erklärt, so der Vikar von Fy€ (Sarthe), Abbe*
Raoul Boiseau und Gabriel Lemeunier, Pfarrer der Diözese Versailles,
dessen schöne Erklärung mit den Worten schliesst: „Die Kirche erklärt
sich zur alleinigen Dolmetscherin Christi; wenn man aber Christ bleiben
will, muss man die Kirche verlassen.") Ein Spukhaus zu Egham in
England. (Nach dem „Daily Express4' miethete der bekannte Dichter
Stephen Phillips, Verfasser von „Herodes" und „Paul und Francesca",
eine isolirt liegende Villa Egham bei Windsor, um in der dortigen Stille
ein neues Drama zu vollenden, musste aber den Pachtvertrag wieder lösen,
weil seine Familie und die Dienerschaft durch die unerklärlichsten Geräusche
— Schläge, Kratzlaute, bald leichte, bald schwere Schritte, unter-
drückte Verzweiflungsschreie wie von einer erwürgten Person, plötzliche
ThüröfFnungen usw. — in Schrecken gesetzt wurden: ein Töchterchen
wollte — wie schon frühere Miether — im Garten eine Art Zwerg herumkriechen
und plötzlich wieder verschwinden sehen, und die Ortslegende
erzählt, dass vor etwa 50 Jahren an dieser Stelle ein alter Pächter eine
Frau mit Kind erdrosselt habe). — Zum Andenken an Gorneil Gomize.
(Am 7. Aug. er. wurde dem alten Dichter, Friedensfreund und Spiritisten
auf dem Kirchhof von Verviers ein schönes Denkmal errichtet.) — Der
Spuk in Berchem - Sainte - Agathe. (In der Meierei der Rue Verte der
dortigen Gemeinde bei Brüssel regnet es seit 27. Aug. Abends zwischen
7 u. 872 h. Ziegel- und Pflastersteine trotz der Besprengungen mit Weihwasser
durch die „Weissen Väter" und dem Beschiessen des verdächtigen
Kamins, sowie dem Demoliren des Souterrains durch die Gendarmen.) —
Das Medium Ch. Bailey in Italien. (A. Marzorati, Leiter von „Luce e
Ombrau in Mailand, bestreitet, dass der Universitätsprofessor Luciani in
Rom den 2 — nicht 3 - erfolglosen Sitzungen des australischen Mediums
in Rom beiwohnte; derselbe habe die plötzliche Abreise des Letzteren nur
an Prof. Falcomer nach Venedig berichtet. Die übrigen in unserer K. N. C)
vor. Hefts S. 637 berichteten Vorkommnisse werden nicht bestritten.) —
Dr. A. R. Wallace über den Spiritismus. — Zum Abscheiden der Mrs.
Corner (f an pleuritischer Lungenaffektion 22. April zu Battersea bei London
im Alter von 48 Jahren. Nach den im „Light" vom 30. IV. veröffentlichen
Mittheilungen ihrer intimen Freundin Miss Mary Mackwall über ihre letzten
Augenblicke lehnte sie geistlichen Beistand ab und sandte nur ihrem im Orient
weilenden Gatten zärtliche Grüsse.) — Die Gespenstererscheinungen von
Hampton Court. (In dem alten Schloss der englischen Konige sollen sich von
Zeit zu Zeit 4 Phantome zeigen: 1) Jane Seymottr, Ehrenfräulein der Anna
Boleyn, die König Heinrich VIII. 1536 hinrichten Hess, um erstere hei-
rathen zu können; 2) Catherine Howard, 1542 von ihm enthauptet; 3)
Mme Penn, Amme fßduards VI»; 4) ein unbekannter Kardinal.) — Die
Seherin von Orthez. (Die 10 jährige Magd Rose Borbet im Cafe Boy zu
Ortbez, Dep. Basses - Pyr6n6es, bezeichnete in tagelangem kataleptischem
Schlaf die drei Mörder des in einem Sumpf ertränkten Müllers von Rountu.)
— f Mme. Gaetan Leymarie (Witwe des berühmten Leiters der von
Allan Kardec begründeten „Revue Spirite"; f 29. Sept. er.) — Mlle.
Nylda in Brüssel. ^Die berühmte „Schlafspielerin" spielte dort im „Th£ätre
de la Monnaie" u. a. ein vom Orchesterchef Sylvam Duputs komponirtes
Stück fehlerlos, nachdem sie das Papier nur 1 Minute lang mit geschlossenen
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