Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 717
(PDF, 224 MB)
Bibliographische Information
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Dankmar: (leistige und soziale Strömungen eto. 717

ganze unleidliche Zopf- und Knebelregiment des Landes,
in dem „die Dämmerung noch zu helles Licht gab.« „Nichts-
würdig" und „unleidlich" sind ihm die österreichischen Zustände
; aber als die Revolution 1848 kommt, da zagt er
und hat für diese nur Spott. Grillparzer % gedrückt, ein verbitterter
Grillenfänger, konnte hier, wie in manchem Anderen,
nicht mehr seiner Zeit folgen. Er hat später sein Verhalten
gegenüber den freiheitlichen Bestrebungen von 1848
zu rechtfertigen gesucht, aber selbst Laube, der Freund und
Wiedererwecker des Dichters, urtheilt: dass diese Rechtfertigung
einen günstigen Eindruck nicht machen könne. —
Graf Stadion beschützte unsern Dichter in edler Weise,
Baron Pillersdorf versuchte — wie Grillparzer selbst sagt —
„fruchtlos ihn in die höheren Geschäfte einzuweisen." Vergebens
! Stets empfand der Dichter den Bureaudienst als
eine Last und war froh, ihn jm April 1856 abschütteln zu
können. Freilich war er auch nie der Mann gewesen, das
Glück bei der Stirnlocke zu ergreifen! Besonders Ende
der zwanziger Jahre, nach den aufreibenden Kämpfen mit
Censur und Kritik um seine „Historie*: „König Ottokars
Glück und Ende", nach seiner plötzlichen Entlobung mit
Kathi Fröhlich (die, ihn überlebend, seine „ewige Braut*
blieb), nach dem lächerlichen Polizeiteldzug gegen die „Lud-
lamshöhle", deren Mitglied Grillparzer war, verzweifelte er
an seinem Können, ja Selbstmordgedanken stellten sich ein.
Als nun auch sein von Loyalität überfliessendes „Ein treuer
Diener seines Herrn" des Kaisers Missfallen erregte, da
schrieb der Gequälte in sein Tagebuch: „Die unsichtbaren
Ketten klirren an Hand und Fuss, Ich muss meinem
Vaterlande Lebewohl sagen oder die Hoffnung auf immer
aufgeben, einen Platz unter den Dichtern meiner Zeit einzunehmen
." Am 6. März 1838 wurde bei der Uraufführung
sein gehaltvolles „ Weh* dem, der lügt!" in den drei letzten
Akten beinahe verhöhnt Und so schwieg denn von da ab
der Poet und behielt fortab Alles im Schreibpulte. Mit
Recht liest man bei Bulthaupt, dass in Grillparzer: ein
grosser Aufwand von Kraft und Leidenschaft im Keime
erstickt wurde. Grillparzer war kein Mann der That, vielmehr
ein Mann der Einsamkeit, der sich nicht einmal in
grösseren Gesellschaften wohl fühlte*); ein verträumter,
versonnener Zug haftet ihm an und jene herrlichen Worte

*) So recht charakteristisch für Grillparzer1^ Mimosennatur ist
folgender Vorfall: Als er Goethe in Weimar besuchte, empfing ihn
dieser zuerst kübl, dann freundlich, und Kanzler Müller forderte ihn,
jedenfalls mit GoetheJ% Vorwissen, auf, diesen des Abends nochmals zu
besuchen, wo er ihn alsdann völlig allein treffen würde. Grillparzer


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