Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 723
(PDF, 224 MB)
Bibliographische Information
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Dankmar: Geistige und soziale Strömungen etc. 723

rechtigkeit erfordert es, das zu sagen — im vollen Gegensätze
zur Kabinetsregierung. Als Metternich (im Exil) seine
Memoiren schrieb, sagte er selbst charakteristisch: er habe
wohl zeitweise Europa, nie aber üestereich beherrscht..
Trotzdem richtete sich die ganze Volkswuth gegen ihn; das
Regime segelte eben unter seinem Namen und so fiel er
denn als der Ersten Einer, als die Stürme des Jahres 1848
zu brausen begannen: am 13, März Abends 8 Uhr dankte
er ab und musste, in einem Gepäckwagen eingeschlossen,
18 Stunden Hunger und Durst preisgegeben, aus Oesterreich
fliehen, obschon er durchaus nicht allein für den
Unfug der Rückwärtserei und Geistesunterdrückung verantwortlich
zu machen war.

Zu einer Zeit, in der die Völker noch unmündige Masse
waren, hatte das Haus Lothringen-Habsburg seinen buntscheckigen
Länderbesitz theils mit des Schwertes Gewalt,
theils durch Ränke der Diplomatie, theils durch Erheirathen
an sich gebracht: heterogene, in sich grundverschiedene
Völker hausten da zusammen, die nur so lange friedlich
neben einander lebten, als sie noch nicht zu ihrem respek-
tiven Nationalbewusstsein erwacht waren. Aber schon die
Josephinisehen Reformen waren daran gescheitert, dass die
deutsche Staatssprache auch zur Volkssprache des Reichs
werden sollte: hatte Oesterreich-Ungarn doch mindestens
10 Volkssprachen. So gut gemeint und edel diese liberalen
Reformen waren, sie scheiterten an der damit verbundenen
Germanisirungstendenz: dazu war es zu spät, die Völker
waren bereits zu eigenem nationalem Leben erwacht. Und
gerade unter Kaiser Ferdinand fingen sie zuerst sich zu
regen an: der bis zum heutigen Tage währende Nationalitätenhader
in Oesterreich begann. Mit vollem Rechte fühlten
die verschiedenen Nationen Oesterreich-Un^arns, die bis
dahin unter deutschem oder ungarischem Drucke geseufzt
hatten, dass sie das Recht zum eigenen selbstständigen Leben
hätten, das Recht der frei-selbstständigen Entwickelung des
eigenen Volksthums, der selbsteigenen Kultur. Das war ja
vor Allem auch 1848 (und noch späterhin) der grosse Much
gewesen, unter dem Oesterreich-Ungarns Entwickelung und
Portschritt gelitten hatte: dass die politischen Freiheitsbestrebungen
sich mit den nationalen Preiiieits-
bestrebungen fortwährend kreuzten, ja beide einander oft
entgegentraten. Und nicht eher kann ein den wahren
Rechts- und Kulturbedürfnissen entsprechender Zustand
herbeigeführt werden, bis nicht das volle Recht jeder, auch
der kleinsten Nationalität auf ihre nationale Existenz und
nationale Entwickelung im freiheitlichsten Sinne anerkannt


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