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736 Psyohische Studien. XXXI. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1904.)
Im voraus nicht zu berechnende Umstände und Bedingungen
, die zum Gelingen einer Seance beitragen und
mehr oder minderwerthige Phänomene im Gefolge haben,
schienen gegen uns zu sein. Die Wesen entwickelten wenig
Vigorosität, wenig Intellekt und von der Phosphoreszirung
der Gewänder war auch wenig zu sehen. Der Materiali-
sations- und Dematerialisationsprozess vollzog sich hinter
der Portidre und nicht, wie unter günstigen Bedingungen
vor derselben, inmitten des Zimmern und vor den Augen
der Beisitzer.
Angesichts der erprobten und langst erwiesenen medialen
Begabung des Mr. Hugh Moore sind wir aber m. E.
trotzdem zu der Annahme berechtigt, dass das Gesehene
echt war, obschon keine „stricte" erbrachten Beweise vorlagen
, dass die Möglichkeit allfälligen Betruges dabei ausgeschlossen
gewesen wäre. Es hätte sich dieser lediglich
auf Herbeiziehung von Helfershelfern zu beschränken gehabt
, welchen Verdacht Moore durch Bewachung [wie und
von wem? — Ked.J der das Sitzungszimmer mit einem
Nebenzimmer verbindenden Thüre des Odiums zu entkleiden
sich bemühte.
Das Zulassen von „irgend Jemandenu in öffentlichen
Seances bedingt eben mit Hinsicht auf Vorschriften, Bedingungen
, Anordnungen usw. einen grösseren Spielraum,
weil ein möglicherweise auf feindseligen Gefühlen beruhender,
sich auf Grund telepathischer Gesetze bemerkbar machender
Einfluss mitunter das Medium sammt den Phänomenen
vollständig zu entkräften vermag.
Es bezieht sich das Vorstehende auch auf die den
Schluss der Seance bildende Demonstration sog. direkter
Geisterstimmen, die sich in dem vollständig verdunkelten
Zimmer, unter Zuhilfenahme zweier aus Aluminium verfertigter
und als Schallfänger dienender Sprachrohre bemerkbar
machten. Was gesprochen wurde, war in Folge
der starken Vibration schwer zu \erstehen und ich habe
über „Besseres" sowohl, als absolut „Einwandfreies", durch
das Medium Umher und andere in dieser Phase Erlebtes in
früheren Jahrgängen der „Psychischen Studien" ausführlich
Bericht erstattet.
Wäre es nicht* wegen der dem Herrn Dr. Simonyi karg
zugemessenen Zeit, die ihm zum Besuche von Medien zur
Verfügung stand,*) so hätte ich andere Gelegenheiten ab-
*) Auch wir bedauern aufs lebhafteste, dass durch diesen weder
vom Herrn Berichterstatter, noch von seinem Besucher zu ändernden
Umstand ein wissenschaftlich verwerthbares Resultat, speziell
hinsichtlich der Bestätigung der vielgepriesenen amerikanischen
t
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