Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 751
(PDF, 224 MB)
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Seiimg: Lessing über den Gespensterglanben. 751

entsprechender Mengen von Nahrungsmaterial iE Zusammenhang
zu bringen, und bemerkt dabei nicht, wie viele That-
sachen dieser Erklärung widersprechen.

(Fortsetzung folgt.)

Lessing über den Gespensterglauben.

Mitgetheilt von Hofrath ülax Seilii)g>.

Mag der Autoritätsglaube noch so anfechtbar sein, es
ist zum mindesten interessant, zu erfahren, wie grosse
Manner über dieses oder jenes Problem gedacht haben.
Wenn jedoch eine ganze Reihe hervorragender Geister in
ihren Ansichten über eine strittige Frage übereinstimmen,
dann gewinnt ein weiteres Zeugniss erhöhte Bedeutung.
Dies gilt wohl auch für eine so gut wie unbekannte Auslassung
Lessing'n über die Möglichkeit der Gespenstererscheinungen
.

Der grosse Kritiker untersucht nämlich im 11. Stück
seiner „Hamburgischen Dramaturgie" die Frage, ob die
Erscheinung eines Geistes auf der Bühne berechtigt sei.
Den Anlass dazu gab ihm Voltaires Trauerspiel „Semiramis11.
Lessing sagt da u. A. Folgendes; „Wenn es wahr ist, dass
wir jetzt an keine Gespenster mehr glauben, wenn dieses Nicht-
glauben die Täuschung nothwendig verhindern müsste, wenn
ohne Täuschung wir unmöglich sympathisiren können, so
handelt jetzt der dramatische Dichter wider sich selbst,
wenn er uns dem ungeachtet solche unglaubliche Mährchen
ausstaffirt; alle Kunst, die er dabei verwendet, ist verloren.

Folglich? Folglich ist es durchaus nicht erlaubt, Gespenster
und Erscheinungen auf die Bühne zu bringen?
Folglich ist diese Quelle des Schrecklichen und Pathetischen
für uns vertrocknet? Nein, dieser Verlust wäre für die
Poesie zu gross; und hat sie nicht Beispiele für sich, wo
das Genie aller unserer Philosophie trotzt und Dinge, die
der kalten Vernunft sehr spöttisch vorkommen, unserer
Einbildung sehr fürchterlich zu machen weiss? Die Folge
muss daher anders fallen, und die Voraussetzung wird nur
falsch sein. Wir glauben keine Gespenster mehr? Wer
sagt das? Oder vielmehr, was heisst das? Heisst es so
viel: wir sind endlich in unseren Einsichten so weit gekommen
, dass wir die Unmöglichkeit davon erweisen können;
gewisse unumstössliche Wahrheiten, die mit dem Glauben
an Gespenster im Widerspruche stehen, sind so allgemein
bekannt worden, sind auch dem gemeinsten Manne immer
und beständig so gegenwärtig, dass ihm alles, was damit


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