Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 756
(PDF, 224 MB)
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756 Psychische Studien. XXXI. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1904.)

war mir unmöglich, länger unter gleichgiltigen und heiter
schwatzenden Menschen zu verweilen. Unter furchtbarer
Aufregung verbrachte ich die Nacht.

Am nächsten Morgen in aller Frühe telegraphirte ich
an die Magdeburger Polizeibehörde, theilte meinen Verdacht
mit und begründete ihn mit dem Monogramm, da« auf
meine verschollene Tochter passte. Gegen Abend bereits
Hess sich bei mir ein Kriminal - Kommissar aus der Stadt
melden und erklärte mir, dass er im Auftrag der Magdeburger
Staatsanwaltschaft komme und ein Protokoll mit
mir aufnehmen müsse über die näheren Umstände, die dem
Verschwinden meiner Tochter zu Grunde lägen. — Ich erfüllte
seinen Wunsch, soweit es mir möglich war, und theilte
ihm das Wenige mit, was ich wusste, natürlich mit Ver-
scliweigung meines Traums, weil ich von einem Mitglied
der heiligen Hermandad ausgelacht zu werden fürchtete.
Der Herr entfernte sich, nachdem er seines Amtes gewaltet,
indem er mich damit tröstete, dass es ja Hunderte von
Monogrammen mit den gleichen Buchstaben gebe und ein
zufälliges Zusammentreffen sehr möglich, sogar wahrscheinlich
sei. Ich musste ihm Recht geben, die ruhige Sicherheit
des Beamten hatte nicht verfehlt, auch auf mich seine
Wirkung zu üben.

Wieder eine Nacht, die ich schlaflos verbrachte. Am
nächsten Tage gegen Abend erhielt ich ein Telegramm der
Magdeburger Polizei: „Leiche festgestellt als Emma Kasten,
Kinderfräulein, aus Magdeburg gebürtig." —

Das Persönliche will ich hier übergehen. Es kann sich
wohl Jeder denken, was eine Mutter empfindet, wenn sie
erfährt, dass ihr Kind, das sie ermordet geglaubt, nicht
identisch ist mit der armen Ermordeten. — Und die
Mörder? — Sie wurden bald darauf, dank der Findigkeit
der sehr tüchtigen Magdeburger Polizei, in dem Mörderpaar
Buntrock und Erbe ermittelt, und etwa nach Jahresfrist,
zu Anfang der 9üer Jahre, in Magdeburg hingerichtet. Die
Untersuchung hatte sich sehr lange hingezogen, weil den
Mördern ein zweiter von ihnen begangener Raubmord nachgewiesen
wurde. Derselbe Wald barg auch die Leiche der
anderen zuerst Ermordeten, eines ganz jungen Mädchens
aus guter Familie, welche die Verbrecher ebenfalls brutal abgeschlachtet
hatten. Die Buntrock, eine sehr beliebte und
geachtete Schneiderin in Magdeburg, hatte sich ordentlich
gehalten, bis sie den Erbe, einen faulen, lüderlichen Burschen
, kennen gelernt, der sie bis zum Verbrechen beein-
flusste. Ihr Schicksal erregte damals die Theilnahme Alier,
«He sie näher gekannt hatten. —


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