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16 Psychische Studien. XXXII. Jahrg. 1. Heit. (Januar 1905.)
Von anderweitigen Experimenten wäre noch zu erwähnen
: das Lesen in verschlossenen Briefen (die Kouverts
sind undurchsichtig und versiegelt), Apporte (wovon? —
Red.), Trancereden, die aber das geistige Niveau des Mediums
nicht tibersteigen.
In der letzten Sitzung wurde auch einer „Geistersprache11
Erwähnung getan und finden sich in unseren Protokollen
bereits einige recht sonderbare Ausdrücke in derselben
. Diesem Gebiete gedenke ich meine besondere
Aufmerksamkeit zu schenken, da meines Wissens hiervon
in der spiritistischen Litteratur noch keine Erwähnung geschehen
ist.*)
Für die Exaktheit unserer Forschungen bürgt schon
die soziale Stellung der Teilnehmer an den Sitzungen, die
lediglich ein wissenschaftliches Interesse verfolgen. Nur
dürfen mehrere infolge ihrer Amtsstellung leider nicht öffentlich
genannt werden. Der löbl. Redaktion und Gesinnungsgenossen
gedenken wir aber später nichts zu verheimlichen»
Da ich selbst unabhängig bin, so habe ich nichts dagegen,
die Sitzungsberichte unter meinem vollen Namen zu veröffentlichen
.
Sollte die löbl. Redaktion geneigt sein, eine Kommission
zur eigenen Prüfung dieses neuen Mediums zu senden, so
wäre uns dies im Interesse der Wissenschaft höchst willkommen
. Auch andere Gesinnungsfreunde, aber nur nach
Anempfehlung der löbl. Redaktion, empfangen wir gerne.
Unsere Sitzungen werden einmal wöchentlich abgehalten
und in nachheriger Besprechung kritisch beleuchtet. Wir
könnten somit auch den „Psych. Stud.tt regelmässig bedeutenden
Stoff für den experimentellen Hauptteil liefern
und die Kritik jeder einzelnen Sitzung eventuell der löbL
Redaktion überlassen, während ich mich für diesmal auf
diese sehr flüchtigen Andeutungen beschränken muss.
*) Hierin täuscht sich der geehrte Herr Einsenderl Die
meisten Medien sprechen erf ahrungsmässig im Trance von besonderen
„Geisternamen", ähnlich, wie schon hei Homer von gewissen
Gegenständen neben ihrer gewöhnlichen, d. i. menschlichen
Bezeichnung eine angebliche solche aus der „Göttersprache" erwähnt
und im Neuen Testament vom sog. „Zungenreden" der
ersten Christen erzählt wird. Am interessantesten hierüber sind
die Untersuchungen des Genfer Psychologieprofessors Th. Flournoy
mit seinem berühmten Medium Mlle. Helene Smith, deren Resultate
er in seinem (1902 zu Genf erschienenen) Buch: „Nouvelles obser-
vations sur un cas de somnambulisme avec glossolalie. £Avec21
figures dans le texte. Extrait des archives de psychologie de la
Suisse Romane)" niedergelegt hat. Vgl. „Psych. Stud." 1902, Dez.-
Heft, 8. 735 ff. — R e d.
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