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24 Psychische ßtudien. XXXII. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1905.)
Untersuchung, dass sowohl das Fett, als auch die übrigen
festen Bestandteile in dem Gewebe der periodisch fastende»
Gruppe stärker, als bei der nichtfastenden Vertretern
waren, das Verhältnis des Wassers also bei jener geringer
geworden war.
c) Trotzdem, dass sich also bei dem periodischen Fasten
schliesslich ein Wachstum der Ernährungsenergie einstellte,
hatten dieselben während der ganzen Versuchszeit (31/* Mo«
nate) eine geringere Totalmenge von verdauter fester
und aufgesaugter flüssiger Nahrung zu sich genommen, als
ihre nicht fastenden Kollegen.
Zu der 1. Versuchsreihe kamen später noch zwei
hinzu, von denen die eine 7, die letzte 10 Monate lang
dauerte und an jungen Hähnen vorgenommen wurde.*)
Die Tiere der letzteren Reihe waren zu Anfang der Ver~
suchszeit erst 3 Monate alt, also noch lange nicht ausgewachsen
, und die Fastenperioden beschränkten sich auf 12
bis 24 Stunden. Das Resultat war auch hier ein sehr ähnliches
, nämlich einerseits nahm das Körpergewicht und
der Prozentgehalt der festen Bestandteile (also überhaupt
der Ansatz) zu, die Menge der eingeführten und verdauten
Nahrung aber (also auch der Stoffwechsel) nahm
ab, also gerade das Gegenteil dessen, was man den herrschenden
chemisch-biologischen Theorien zufolge hätte erwarten
müssen**)
D »bei zeigte die 3.Versuchsreihe, die am längsten dauerte,
mit grosser Klarheit ein allmähliches Greringerwerden
des Nahrungsbedürfnisses der periodisch fastenden
Tiere, d. h. es stellte sich in ihrem Organismus infolge der
Gewöhnung die Fähigkeit ein, das Assimilierte besser
zu verwerten, oder mit anderen Worten, mit kleineren
*) Das Geaarntresultat der drei Reihen habe ich im .,Biolog,
Centraiblatt" von lb87, Nr. 5—9, unter dem Titel „Ueber die Nachwirkung
der Nahrungsentzietrmg auf die Ernährung" veröffentlicht.
**) Diese Theorien sind in der Folge von Prof. M. Kassomtz
{„Allgem. Biologie," Wien 1899) einer vernichtenden Kritik unterworfen
worden. Doch hat der Verfasser dieses Werkes in manchen
Stücken Unrecht. Abgesehen davon, dass er noch in der widerspruchsvollen
Lehre von der Unveränderlichkeit der Gesamtsumme
der Energie in der organischen Welt befangen ist, kann man seiner
allgemeinen Theorie, die das Leben und dessen mannigfaltige Erscheinungsformen
sich sämtlich in Aufbau und Zerfall der assimilationsfähigen
und reizbaren Hubstanz auflösen lässt, nicht beipflichten
. Schon der CJmstand, dass man im Tier- und Pflanzenreich
auf ungeheure Differenzen in der Intensität des Stoffwechsels stösst,
ohne dass die Intensität des Gesamtlebens der betreffenden Individuen
sich diesen Differenzen parallel verhält, spricht gegen diese
Theorie, worauf wir später noch zurückkommen werden.
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