Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
32. Jahrgang.1905
Seite: 27
(PDF, 218 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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v. Seeland: Die Logik der materialistischen Lehre ete. 27

ja eher Magerkeit, und auch kein besonders grosses Körpergewicht
zeigt, dabei aber feste Gewebe, stramme und starke
Muskeln aufweist. Man bedenke z. JB., dass das Fleisch
wildlebender Tiere im allgemeinen fester, deren Muskelkraft
und Widerstandskraft gegen äussere Schädlichkeiten
grösser, als bei gut und regelmässig gefütterten Haustieren
zu sein pflegt; und doch unterliegt es keinem Zweifel, dasa
erstere häufig, d. h. wenn gerade keine Beute aufzutreiben
ist, fasten müssen.

Ein Aehnliches zeigt sich beim Vergleich der Haustiere
einer ansässigen und einer nomadisierenden Bevölkerung
. Ein Kirgisenpferd z. B. muss häufig fasten, selbst
darben, obgleich es zu anderen Zeiten auch wieder gute
Weide geniesst. Das Resultat dieser diätetischen Dressur,
sowie auch seines ganzen abhärtenden Lebens ist aber
folgendes: das Kirgisenpferd ist dem Stallpferde an Genügsamkeit
, Ausdauer, Gewandtheit und Widerstandskraft
gegen klimatische ünbillen und andere Krankheitserreger
weit überlegen.*) Auch Naturmenschen — Jäger Völker,
Nomadenstämme usw. — die sich auf ihren Streifzügen
mitunter ungenügend nähren, zeigen im ganzen grössere
Spannkraft und Ausdauer, als regelmässig und wohlgenährte
Kulturmenschen.

Was aber eine besondere Beachtung verdient, ist, dass
sich ein Aehnliches auf psychischem Gebiet wiederholt:
nach jeder Periode von Nahrungs- oder Wasserentziehung
empfindet das betreffende Individuum während einer gewissen
Zeit eine entschieden gehobene Gemütsstimmung**)
und diese Auf frischung und Kräftigung der Psyche
kann bei gewohnheitsmässigem Einschalten von Fasttagen
permanent werden. Es hat so manche wahrhaft grosse
Tugendhelden und Sittlichkeitskämpfer gegeben, die das
Fasten als Mittel, die Begierden zu zähmen, an sich erprobten
, es aber zugleich auch von der hier besprochenen
Seite erkannten und dann freudig in dieser Disziplin fortfuhren
, ohne darum in eine unsinnige und schädliche Selbstquälerei
zu verfallen. Jenes ist die wahre und heilsame,

*) Sein Wuchs ist eher klein, als sposs, was aber seine Erklärung
darin findet, dass das ärmere Nomadenvolk seine Pferde
schon sehr jung zur Arbeit anhält.

**) Diese Wirkung habe ich unter anderen auch an mir selbst
erfahren, als ich mir einst ein periodisches Fasten zum Zwecke
einer Befreiung von nervösen Kopfschmerzen auferlegte und längere
Zeit damit fortfuhr. Die Schmerzen schwanden in der Tat allmählich
und zugleich hatte mir diese Kur einen kräftigeren Gemüts
zustand hinterlassen.


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