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Sage: Ueber die Methode psychischer Forschung. 45

Ideen anderer, nur gleichsam durch Schiesscharten. Die
Idee, die sich unseres Seelenlebens einmal bemächtigt hat,
kann gemein oder edel, gross oder kleinlich sein, aber jedermann
hat eine solche Idee, die ihn völlig in Beschlag
nimmt, und, wenn er älter wird, kommt es schliesslich so
weit, dass er die Tore seiner Festung vollständig zumauert.
Demnach ist für die neue Idee vor allem Zeit erforderlich
, um von den Gehirnen der Menschen ganz Pesitz zu
ergreifen. Aber die inkompetenten, eines selbständigen Urteils
nicht fähigen, allzu leichtgläubigen und zu wenig kritisch
veranlagten Verteidiger einer neuen Idee sind von
jeher das hauptsächlichste Hindernis für deren Fortschritt
und Weiterverbreitung gewesen.

Nun hat aber, um bei dieser Gelegenheit ein offenes
Wort zu reden, der Spiritismus in der Tat bis auf den
heutigen Tag, sogar bei seinen erleuchtetsten und bewährtesten
Vertretern, den kritischen Sinn doch ein wenig zu
sehr vermissen lassen. Wo könnte man z. B. lichtvollere
Gedanken, eine schärfere und überzeugendere Logik finden,
als bei dem deutschen Philosophen des Okkultismus, Karl
du Prel? Nun wohl, aber sein wirklich grossartiges Lebenswerk
wird in den Augen des sachverständigen Beurteilers
doch einigermassen getrübt durch die allzu weitgehende
Leichtigkeit, die er damit bewies, dass er seine Schlüsse
vielfach aus unsicheren Quellen, aus da und dort in der
älteren und neueren okkultistischen Literatur mit seltenem
Sammelfleiss, aber ohne nähere Prüfung ihres Wertes zusammengelesenen
Zeugnissen abgeleitet hatte. Und auch der
hochverdiente Begründer Ihrer Zeitschrift wusste sich dieser
— gerade für den eifrigsten, für seine Sache begeisterten
Wahrheitsfreund so naheliegenden — Gefahr keineswegs
immer und überall zu entziehen: viele, ja nur allzuviele
angebliche Tatsachen wurden auch von ihm ohne nähere
Prüfung, — ich möchte fast sagen — leichthin, aufgenommen
.*) —

Augenblicklich besteht aber eine der Hauptaufgaben
der spiritistischen Presse, soweit ich sie übersehen kann,
geradezu darin, beim Stapellauf des den stürmischen Wogen
der öffentlichen Meinung preiszugebenden Schiffleins einer
gewissermassen neuen und spezifischen Art von Betrügern
beiderlei Geschlechts, der falschen „Medien" und der „hell-

*) Durch obigen, auch nach unserem Urteil leider zutreffenden
Vorwurf kann und soll selbstverständlich die bev/undernde Verehrung
für jene beiden bedeutendsten Vorkämpfer der wissenschaftlichen
Erforschung übersinnlicher Probleme in keiner Weise beeinträchtigt
werden. — Red.