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56 Psychische Studien. XXXII. Jahrg 1. flett. (Januar 1905.)
kannten Universitätswissensehaft, ein Gelehrter von Weltruf,
nach gründlicher Prüfung zugibt, dass manche Menschen
eine sehr starke magnetische Kraft durch Reibung mit
ihrem Finger auf Glas oder Kautschuk erzeugen können,
während andere hierzu vollkommen unfähig sind, und wenn
er zum Schluss andeutet, dass seine „Entdeckung" möglicherweise
von grosser Bedeutung für die Wissenschaft
werden könne, so entscheiden alle diese Umstände jene bisher
für die exakt wissenschaftlichen Kreiss offen gebliebene
Frage augenscheinlich schon jetzt zugunsten des Magnetismus
. Uebrigens hat schon im Jahre 1818 Professor kieser,
ein bekannter Vorfechter der magnetischen Heil weise, im
3. Band des von Dr. C. A. v. Eschenmayer, Dr. D. G. /fieser
und Dr. Fr. Nasse herausgegebenen „Archivs für tierischen
Magnetismus" (8. 51—75) unter dem Titel: „Das vermeintliche
Abstossen der Metallnadeln durch den streichenden
Finger, eine elektrische und nicht eine tierisch-magnetische
Erscheinung" die von Prof. Wolfart in Gegenwart von Dr.
Ennemoser aus Tirol, Dr. Cederschßid aus Stockholm und
Prof. Renner aus Jena mit einer höchst beweglichen, etwa
t1^ Zoll langen, in einer silbernen Kapsel mit einer Glasplatte
verschlossenen Magnetnadel angestellten analogen
Versuche ganz ähnlich, wie es jetzt die von der Schulwissenschaft
inspirierten Tagesblätter unternehmen, in das
Gebiet der Elektrizität zu verweisen gesucht. Sollte sich
jetzt aber der Magnetismus doch als das erweisen, was
seine begeisterten, durch die Erfahrung überzeugten Anhänger
von jeher mit so grosser Beharrlichkeit übereinstimmend
behaupteten, so dürfte auch das magnetische, auf
persönlichem Einfluss beruhende Heilverfahren nicht
mehr als kurpfuscherischer Schwindel verschrieen werden
und die praktische Konsequenz wäre zunächst die, dass
diese Behandlungsmethode allen Aerzten und Kranken von
seiten der staatlichen Behörden ausnahmslos zugänglich gemacht
werden müsste.
Ein physiologisches Wunder.
Ueber den bekannten Hungerkünstler Succi, für den
sich auch unser verstorbener Mitarbeiter v. Seeland lebhaft
interessierte*) und der soeben (Mitte Dezember v. J.) zu
München eine 30tägige Fastenkur wieder siegreich überstanden
hat, schreiben die „M, N. N.": „Giovanni Succi zählt
heute nicht mehr zu den Hungrigen. Die Münchecer, die
*) Vergl. die 2. Fussnote zu 8. 29 d. EL — Red.
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