Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
32. Jahrgang.1905
Seite: 57
(PDF, 218 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1905/0067
Ein physiologisches Wunder.

57

sich anfangs seinem Experiment gegenüber ziemlieh skeptisch
verhielten, zeigten gegen dessen Schluss wachsendes
Interesse. Der Besuch des Gefangenen nahm zu, je mehr
seine freiwillige Haft sich ihrem Ende näherte. Am Tage
der Freilassung war die Besucherzahl besonders gross.
Dicht umstanden sie das grosse „Terrarium", in dem er
hinter Grlas und Rahmen zu sehen war. Der Münchener
Unternehmer Succi's {Charles Müller, der Pächter des „Cafe
Wittelsbach14) hatte dem Italiener proponiert, er möge noch
zwei Tage länger „unter Verschluss" bleiben, da gerade
jetzt die Kassenrapporte sich besserten, aber Succi zeigte
sich dazu nicht geneigt. Er bestand auf seinem Schein
und wollte nicht einmal bis 9 Uhr warten, sondern um
*/29 Uhr bereits seine Freiheit geniessen. So wurde denn
die grosse Glasscheibe an der Stelle, durch die er in sein
Gefängnis eingestiegen war, durch vorsichtiges Abklopfen
der Gipsumrahmung losgemacht. Als Succi wieder direkt
mit seiner Umgebung verkehren konnte, waren es zunächst
die Landsleute, die ihn mit „Evvivas" begrüssten und sich
zu ihm herandrängten.

Succi verblieb noch in der Kabine, in der er am besten
gegen das ihn dicht umlagernde Publikum geschützt war.
Man brachte ihm zunächst einen Teller Suppe mit Ei, die
er behaglich Löffel für Löffel schlürfte. Später trank er
sein Glas Malaga. Er hat in den 30 Tagen, in denen er
nur Mineralwasser zu sich nahm. 26 Pfund 200 Gramm abgenommen
. Das Präparat, das er für die Hungerzeit mitnimmt
, ist ein Narkotikum aus Aether und Chloroform,
das ihm nur dazu dient, ewaige Magenkrämpfe und Herzaffektionen
zu mildern. Ich fragte ihn, welche Tage die
schlimmsten seien, worauf er erwiderte: ,,Die ersten." Er
erzählte mir weiter, dass er zu seiner Kunst eigentlich
durch den Spiritismus gekommen sei. Der
habe ihm den Anstoss gegeben, dass auch der Mensch
starke Kräfte in sich zur Auslösung bringen könne. Sein
Experiment sei eine Willens-Autosuggestion.
Er habe in Afrika zuerst den Versuch gemacht und gleich
eine längere Reihe von Tagen gefastet. Succi treibt das
Hungern schou seit 19 Jahren und hat jetzt im ganzen
etwa einen Zeitraum von 6 Jahren hindurch gefastet. Er
nimmt nachweislich nur eins ein, nämlich das Entree. Die
Haltung des Publikums vor dem Hause war für Succi
durchaus freundlich. Seinem Gesicht sah man natürlich
die Fastenkur an, namentlich die Augen sprachen davon.
Auch unter dem Schwarz des eleganten Gehrocks, den er
zur Ausreise angezogen hatte, traten die Knochen stark


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1905/0067