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66 Psyohisehe Studien. XXXII Jahrg. 2. Heft. (Februar 1905.)
zu begründen, als an der Hand der Erfahrung. Daher besteht
der Hauptinhalt der Abhandlung aus einer Menge
geschichtlicher Erzählungen und anderer Berichte, von denen
Fries nur einen Teil wiedergibt; manche sollen übrigens
von einer „die Sittlichkeit so sehr verletzenden Art" sein,
dass sie nach Fries9 Ansicht nie dem Drucke übergeben
werden dürften. Zur weiteren Begründung werden viele
Bibelstellen herangezogen, wie z. B. Spräche Sal. 5, 22 (die
Missetat des Gottlosen wird ihn fangen ; und er wird mit
dem Strick seiner Sünde gehalten werden), Buch der Weisheit
11, 17 (Womit jemand sündiget, damit wird er auch
geplaget) und das bekannte „Was der Mensch säet, das
wird er ernten" (Galat. 6, 7). Linne scheint auch durch
Erfahrungen am eigenen Leibe im Glauben an die Richtigkeit
seiner Lehre bestärkt worden zu sein; denn er sagt:
„Alles ging mir unglücklich, so lange ich beabsichtigte,
Ünrecht zu rächen; ich änderte aber meinen Sinn (1734)
und überliess Alles in Gottes Hände; hernach ging
Alles glücklich." Zusammenfassend meint er schliesslich
: Das Glück ist flüchtig, folgt aber bestimmten
Gesetzen. In der grössten, scheinbaren Konfusion ist die
strengste Ordnung, Wenn das Unglück kommt, hilft die
ganze Natur mit; denn Gottes Wille muss befolgt werden.
Alle werden die Feinde des Unglücklichen, selbst die Hunde;
da kann Himmel und Erde nicht helfen, , . . . wir müssen
uns selbst die Rute machen."
Ich lasse nun einige der von Linne zur Begründung
der Lehre von der „Nemesis divina? angeführten Berichte
folgen: nBoe(hius, Probst in Mora, predigt bei Karl's XIL
Regierungsantritt gegen die Souveränität: „Wehe dem
Lande, dessen König ein Kind ist," und klagt die Premierminister
an, die ihre Macht missbrauchen und übel regieren.
Piper, KarVs XII. Favorit, lässt ihn anklagen und verurteilen
, lebenslänglich auf die Festung Nöteborg gesetzt zu
werden. Die Russen nehmen Nöteborg, lassen Boeihius aus
dem Gefängnis heim nach Schweden und siegen bei Pultawa,
wo Piper gefangen und in das selbe Gefängnis gesetzt wird,
wo er elendiglich umkommt." — nEin junger 0Mann namens
üornwolff bewirbt sich um ein Assessorat in Abo; er kommt
in Vorschlag nebst einem alten armen Distriktsrichter, der
oft vorgeschlagen gewesen und viele Kinder hatte. Der
König hatte Gnade für den Alten, der ohne Freunde und
allen unkekannt war. Hornwolff aber hatte viele Freunde,
die auf den Distriktsrichter logen, dass er von der Gegenpartei
wäre; und dafür erhielt H. den Dienst. Der Distriktsrichter
trifft den H. und sagt, er müsse gratulieren, aber
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