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68 Psychische Studien. XXXII. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1905.)
Das okkultistische Gebiet im engeren Sinn des Wortes
betritt Linne, wenn er im Anschluss an seine Auffassung
der Nemesis Beispiele von Wahrträumen, Ahnungen, Prophezeiungen
, Doppelgängerei und Anmeldung Sterbender bringt.
Die theoretischen Betrachtungen, die er vorauschickt, verraten
deutlich, dass er einen Schimmer von der Doppelnatur
des Menschen, bezw. vom transszendentalen Subjekt
gehabt hat; er sagt nämlich u. a.: „Die heilige Schrift
lehrt, dass jeder seinen Engel hat, der ihn Tag und Nacht
vor Unglück bewahrt, vielleicht auch in Unglück stürzt,
wenn Gottes Gerechtigkeit es so fordert. Folgen sie vielleicht
dem Körper wie der Schatten? Wenn einer in Gefahr
kommt, kommen hundert Hindernisse in den Weg, sie
abzuwenden. Ein anderer, der unglücklich werden soll,
dem hilft's nicht, wie viele Hände sich auch in den Weg
legen. Man sagt, jeder habe seinen Geist (Schatten, Name),
was das selbe ist. Was sind die Vorboten des Todes, wovon
jeder zu reden weiss, anders? Was anders ist das,
was sich vor dem Unglück zeigt, was oft das Unglück abwendet
, durch verschiedene Hindernisse, neue Beschlüsse?
Was ist das, dass man ängstlich wird, wenn Böses bevorsteht
, wenn Unglück geschieht, nahe oder fern? Wie ich
in Upsala, an dem Tage, da meine Mutter in Smäland
starb. Der Mensch hat also gewissermassen einen doppelten
Schatten, obwohl nicht siebtbar; möglich, dass Gott ihn in
Rapport mit sich gesetzt hat und unser Schatten (Geist,
Name) uns folgt wie der natürliche Schatten.4* Linne
scheint also die vorerwähnten okkulten Phänomene als
Offenbarungen des Geist - „Schattens64 angesehen zu haben.
— Was Fries an Berichten über okkulte Tatsachen aus
Linne's Abhandlung ausgezogen hat, lasse ich jetzt fast
vollständig folgen.
Wahrtraum. Die Revolte der Prinzessin Elisabeth
in Russland war auf die Mitte des Januar 1743 festgesetzt,
und darum wurde unsere Armee unter Levenhaupt nach
Pinnland geschickt; aber der Hauptzweck wurde sehr geheim
gehalten. Die russische Regierung war genötigt, ihre
Garde gegen die Unseren zu senden, und gerade auf diese
verliess sich Elisabeth; also wurde Elisabeth gezwungen, die
Sache zu beschleunigen, den Tag, ehe die Garde marschieren
sollte. — 1741 den 21. Oktober träumt Graf . . . ., der
damals aus Lievland nach Stockholm gekommen war, dass
der Informator seiner Kinder zu ihm käme, und berichtete,
Elisabeth sei durch Revolte auf den Thron gestiegen. Er
spricht mit Verschiedenen davon. Der Reichsrat And. von
flöpken, der den Anschlag kannte, wird bange, dass die
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