Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
32. Jahrgang.1905
Seite: 89
(PDF, 218 MB)
Bibliographische Information
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B.....: iieminiszeDzen und Konsequenzen

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wie Smaragd, hinter welchem Feuer brennt; jede Nadel leuchtete
blendend; eine blühende Clivia machte den Eindruck einer
brennenden Feuergarbe, die zu glühend für mein sterbliches
Auge war, so dass ich es geblendet schliessen musste. —

Ich kann mir sehr wohl denken, dass, wenn wir erst
unsere Erdenaugen ganz geschlossen haben werden, schon
der blosse Anblick der Erdendinge mit Seelenaugen oder
, J enseitsblicken" eine Seligkeit in gewissem Masse sein
könnte. Ja, ich bin gewiss, dass Schönes unser aller wartet,
und dass dieses Schöne nicht sowohl von unserem Gutsein
oder Bösesein, als vielmehr von unserer Denk-, Fühl- und
besonders unserer Vorstellungs g e w o h n h e i t abhängen
wird. Ich meine wir werden sehen und haben, was unsere
Seele erfüllt und will. [Vortrefflich! — Red.]

Als ich in der Nervenanstalt, in die man mich gebracht
hatte, im Bette liegend traurig zu mir sagte: Du bist ganz,
ganz verlassen, niemand ist treu als Gott!, antwortete sofort
eine Stimme neben mir: ,,Nie, nie, nie bist du allein!
Ich bin immer, immer, immer bei dir/* Und als ich fragte:
„Wer bist du denn? etwa mein Vater? oder meine Mutter?*4
antwortete dieselbe Stimme: „Ja", und dann: „ich bin alles,
was du je geliebt hast." Wer denkt da nicht an die Ver-
heissung: „Gott wird sein alles in allen"? — Dann
sprach's neben mir: „Sei doch nicht so unglücklich, sei doch
ruhig, ich helfe dir heraus, — ich bin hier der dritte Arzt
(es waren zwei jüdische Anstaltsärzte da), ich bin der
Hilfsarzt" f sollte wohl heissen: „der dir helfen wird."). —

Auch das Imaginäre der Vorstellungen
von Raum und Zeit wurde mir in dieser Krankheit
klar. Schon gleich am Anfang, bald nach dem ersten
Genuss von Alkohol (Champagner) wusste ich nicht, wo
oben und wo unten war und ob es überhaupt noch ein
Oben und ein Unten* gäbe. Ich fühlte mich frei im Raum
schweben. Ich wusste und fühlte ganz deutlich, dass „die
Welt" in mir war und dass ich trotz geschlossener Augen
alles räumlich in mir hatte und erreichen konnte,
woran ich dachte. — Mir fällt dabei ein,, wie mir letzthin
ein sehr geistvoller alter Arzt sagte: ,,Die schönste Zeit
meines Lebens verlebte ich, während ich den Typhus hatte,
denn damals besass ich Faust's Zaubermantel, der mich
hintrug, wohin ich meine Gedanken richtete." Der Arzt
nennt das von seinem Standpunkte ja richtiger wache
Phantasien. Aber Phantasien sind eben doch geistige
Wirklichkeiten. —

Noch grossartiger wurde mir die Relativität des
Zeitbegriffes in meinem damaligen Zustande klar


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