Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
32. Jahrgang.1905
Seite: 90
(PDF, 218 MB)
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90 Psyohiscbe Studien. XXXII. Jahrg. 2. Helt. (Februar 1905.)

und einleuchtend, oder vielmehr wurde sie mir das, nachdem
ich wieder zum Diesseitsbewusstsein zurückgekehrt war. Ich
habe nämlich damals *in wenig Tagen die Geschichte
des weiblichen Geschlechts vom Anfang der Welt
an im Geiste durchlebt und durchlitten, mit allen Erniedrigungen
, die das Weib im Laufe der Weltdauer jemals
durchgemacht hat, bis hinauf zum kommenden Jahrtausend
und der hereinbrechenden Emanzipation der Frau, die schon
jetzt dem Geschlecht ein Licht in der Dunkelheit anzündet.
— Dieses zeitlose geistige Erlebnis schloss
folgendermassen ab: Ich hörte einen Posaunenruf, der über
die ganze Welt hintönte, und dann eine laute, jubelnde
Heroldstimme, die zweimal rief: „Das Jahrtausend
der Frau bricht an!" Dann sprach wieder eine laute
Frauenstimme: „Und wir werden unsere Herrschaft nicht
so missbrauchen, wie ihr so lange es getan habt!" —

Einige Tage später durchlebte ich die Geschichte der
Menschheit, von Abel an, immer neu geboren werdend. (Abel,
sodann der Knabe, der angeblich den Homer führte, ßeatrice,
Bacon, Christiane Vulpius sind mir als meine früheren
Existenzen allein noch erinnerlich geblieben, wobei die
Reihenfolge sehr amüsant ist. Diese Vision erstreckte
sich bis 100 Jahre über unsere Jetztzeit hinaus, also bis
zum Jahre 2000. — Dann brach das Weltgericht an und
ich sah gruppenweise und ständeweise die Menschheit vor
Gericht treten und hörte, an den Eichterstuhl geschmiegt,
dem Urteil zu. Und der verklärte Mensch verkündete der
Menschheit das Urteil Gottes durch Menschenmund. Ich
erinnere mich vieler überraschender Urteile. Alle Urteile
wurden motiviert und alle schlössen entweder mit den
Worten: „Gehet ein in die Seligkeit!" oder: „Gehet ein in
die Verdammnis — und lebet noch einmal— das Gericht
dauerte „drei Tage", aber als es beendet war, waren hundert
Jahre verstrichen, die ich als drei Tage empfunden hatte.
(Im zeitlosen Zustande noch ein anderer zeitloser Zustand.)
Und als ich wieder zum Diesseits erwachte, waren nur zehn
Tage verstrichen, in denen ich geistig Tausende von Jahren
durchlebt hatte. So wurde mir das Menschliche und allein
Menschliche des Zeit- und Raumbegriffs verständlich. —

Ich weiss nicht, ob andere Menschen, die schwer krank
waren und wieder gesundeten, ebenso deutliche Erinnerungen
an das in der Krankheit von ihnen Erlebte bewahren.
Vielleicht tun sie es und scheuen sich nur, es niederzuschreiben
und anderen mitzuteilen. Ich aber denke: vielleicht
schöpft irgend jemand etwas für ihn Brauchbares
aus diesen meinen Erlebnissen. Dafür, dass ich jetzt ge-


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