http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1905/0132
122 Psychische Studien. XXXII. Jahrg. 2. Heit. (Februar 1905).
liefert hat. Wer also weiss, dass es sich dabei um allerlei okkultistisch
interessante Tatsachen und Aeusserungen aus Goethe'a langem
Leben und zahlreichen Schriften handelt, der wird nicht annehmen,
dass der Titel dieser neuen Schrift etwa Goethe'a Zustimmung zum
Materialismus andeuten solle; immerhin hätte demselben durch
irgend eine andere Wendung etwas mehr Klarheit gegeben werden
können. Doch das ist Nebensache. Hauptsache ist doch der Inhalt,
und dieser ist geeignet, nicht nur die Goethefreunde ohne Ausnahme
zu interessieren, sondern auch allen vorurteilsfreien Lesern von
neuem klar zu machen, wie Goethe sein ganzes Leben hindurch von
der „mystischen* Denkweise erfüllt gewesen, um derenwillen din
heutigen Anhänger des Okkultismus so manches mitleidige Lächeln,
und so manche anmassende Zurückweisung über sich ergehen lassen
müssen. Der Verf. gibt zu, dass es „überhaupt fast nichts gibt,
über das der universellste aller Geister sich nicht verschieden geäussert
hätte"; aber was hier mit grossem Fleiss und guter Sachkenntnis
aus den Schriften Goethe'* und seiner Vertrauten zusammengetragen
ist, wird sich durch andere Stellen so leicht nicht widerlegen
lassen, und schliesslich gebührt doch ein besonderes Gewicht
den Aeusserungen des „reifen" Goethe, der einmal dem Kanzler
t. MiUler auseinandersetzte, wie seine früheren Darlegungen als ein
Komparativ erschienen, den man „nicht ohne Lächeln mit dem
Superlativ, mit dem hier abgeschlossen wird*, vergleichen und „eines
fünfzigjährigen Fortschritts sich erfreuen" werde. Wie fern Goethe
dem Materialismus stand, der hier — auch wenn er mit den selbstgefälligen
gelehrten Allüren eines Hacket auftritt — mit manchem
derben Worte zurecht gewiesen ist, ergibt sich aus seiner* Ansichten
über Philosophie, über Naturforsehung, über Religion, über Fortdauer
nach dem Tode in den ersten vier Kapiteln unserer Schrift,
worauf „Gorihe's Erlebnisse auf okkultem Gebiete und Goethe *>
Aeusserungen über okkulte Dingel die Macht des Gedankens und
des Willens, Gedankenübertragung, Vorausschauen, Astrologie, Chiromantie
, Existenz eines Geisterreiches (mit besonderem Hinweis auf
Swedenborg). Wiedersehen Abgeschiedener, spukhafte und Wundererscheinungen
u. a. m. in ^ehr sorgfältiger und eindringlicher Art
berichtet werden; auch die geradezu „hypermystische" Gestalt der
Makarie ist nicht vergessen. Der Charakter der Arbeit legt es
nahe, mit dem Verf. zu hoffen: „Sollte es sich am Ende doch ereignen
, dass hier und da ein materialistischer Goetneheh wärmer angesichts
meiner — ich darf wohl sagen — Enthüllungen stutzig
wird und sich für den Okkultismus zu interessieren anfängt?"
Wemekke,
Alfred H. Fried, Handbuch der Friedensbewegung. 472 S. Heraus-
geg. von der „Oesterr. Friedens-Gesellschaft"'. Preis eie?. geb. 3 M.
(Auch durch die Buchhandlung von WUh. Laugqulh in Esslingen
a. N. gegen Einsendung des Betrags in Briefmarken zu beziehen )
Vgl. den Aufruf: Frieden auf Erden! ,Abt. III, 1.1
Der mächtige Aufschwung der pazifistischen Bewegung im
letzten Jahrzehnt Jiess ein dem Studium derselben und dem Nachschlagen
dienendes Hilfsbuch, wie e* nun dank dem opferwilligen
Darlehen eines reichsdeutschen Friedensfreunds auf den Büchermarkt
gekommen ist, als dringendes Bedürfnis erscheinen Der
reiche Inhalt des Buches zerfällt in 6 Kapitel: 1) Programm und
Grundbegriffe der Friedensbewegung, 2) deren Grundlagen und reale
Berechtigung, 3) die Organisation des Weltfriedens, nebst einer
Tabelle der bisher abgeschlossenen Kchiedsgeriehtsverträffe und
vollständigem Schiedsgerichtslexikon iseit 1794), 4, die Haager Kon-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1905/0132