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Literaturbericht.
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ferenz und ihre positiven Ergebnisse, 5) Geschichte der Friedensbewegung
in Altertum, Mittelalter und Neuzeit, insbesondere seit
dem Wiener Kongress, 6) die heutzutage bestehenden Friedensinstitute
und -Gesellschaften mit biographischem Lexikon der namhaftesten
Führer dieser Kulturbewegung in allen Ländern. — Mit
diesem auf Grund eines vom Verf. im Winter 1902 03 zu Wien abgehaltenen
Vortragszyklus auf Veranlassung der für ihr hohes Ziel
unermüdlich tätigen Baronin Bertha von Suttner mit grossem Fleiss
und anerkennenswertem Geschick ausgearbeiteten Handbuch ist ein
Werk von eminent kulturfördernder Bedeutung geschaffen, das in
keiner Redaktionsbibliothek, auf dem Schreibtisch keines Parlamentariers
, keines Spiritualisten, überhaupt keines höher gebildeten
Menschenfreunds fenlen sollte. Wir empfehlen die Anschaffung
und Weiterverbreitung dieses ausgezeichneten Propagandamittels
für eine der edelsten Bestrebungen der Gegenwart unseren Lesern
aufs angelegentlichste, zumal der Preis im Verhältnis zu dem reichen
Inhalt äusserst billig gestellt ist. Fritz Freimar.
Im Verlag der „Monatsschrift für Harnkrankheiten und sexuelle
Hygiene" von W. Maleade, (Leipzig, Johannisgasse 3) erschien
1904 von dem S. 62 v. Hefts erwähnten Verf.: Die gesundheitlichen
Gefahren geschlechtlicher Enthaltsamkeit. Dargestellt von Dr. med.
Wilhelm Hammer, 20 S. Preis 80 Pfg.
In 7 Kapiteln — I. Einleitung: Angebliche Unschädlichkeit
geschlechtlicher Enthaltsamkeit, von Aerzten beobachtet. II. Enthaltsamkeitsstörungen
, von Laien beobachtet und durch Reproduktionen
des bekannten Gemäldes: der verheiratete Luther im
Jahre 1525, verglichen mit dem ledigen Luther im Jahre 1520, nach
einem Kupferstiche Kranactis, veranschaulicht. III. Einfluss geschlechtlicher
Enthaltsamkeit auf die Geschlechtsorgane. IV. Nervenstörungen
, infolge geschlechtlicher Enthaltsamkeit. V. Blutkrankheiten
und Ernährungsstörungen, infolge geschlechtlicher
Enthaltsamkeit. VI. Hautkrankheiten durch geschlechtliche Enthaltsamkeit
begünstigt. VII. Vorbeugung und Behandlung der
Enthaltsamkeitsstörungen — warnt der genau orientierte Verfasser
vor den von Laien gut beobachteten, dagegen von angesehenen
Aerzten, wie er glaubt, mit Unrecht bestrittenen vielfachen Gefahren
einer übertriebenen sexuellen Abstinenz. Von besonderem
Nutzen für den Laien dürfte das der Prophylaxe gewidmete Schlusskapitel
sein.
Tm gleichen Verlage erschien ein für Philosophen, Juristen, Volksund
Naturwissenschaftler gleich fesselndes Buch von Ruth Bre:
Staatskinder oder Mutterrecht? Versuche zur Erlösung aus dem
sexuellen und wirtschaftlichen Elend. — Preis 2 M.
Die durch ihre humanitären Bestrebungen für Mutterschutz,
bezw Ansiedlung unehelicher Mütter und Kinder auf dem Lande
rühmlich bekannte Verfasserin bekennt sich zu dem Grundsatz,
dass die sexuelle Frage nur unter Berücksichtigung der Naturgesetze
zu lösen ist. Die Natur gab dem Manne den Begattungstrieb
, dem Weibe ausserdem den Fortpflanzungstrieb. Für den
Mann ist Vaterschaft keine Naturnotwendigkeit, wohl aber Mutterschaft
für das normale Weib, wogegen die bestehenden Gesetze
speziell dem Manne die Verantwortung für die Fortpflanzung
(Vaterrechtt auferlegen, und das gesellschaftliche Vorurteil dem
Weibe die Fortpflanzung verbietet, wofern nicht ein Mann die Verantwortung
dafür übernimmt. Dieser Verkehrung der Naturgesetze
verdankt das sexuelle Elend, das sich um das Kind dreht, seine
Entstehung. Eine Erlösung aus diesem immer unhaltbarer werden-
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