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128 Psychische Studien, XXXII. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1905.)
freimaureriseher Geheimbund zu betrachtenden Loge jetzt ganz auf
dem richtigen Weg zu sein, den auch „Heliodor" in seinem schönen
„Offenen Brief an einen berühmten Spiritisten" (Hofrat Seiling,
Juniheft v. J. 8. S67 ff.) so lichtvoll angedeutet hat. Schon die
beim Rotheprozess gemachten Erfahrungen Hessen ja bei der bekannten
Macht der Fremd- und Autosuggestion die vorläufige Fernhaltung
aller unzuverlässigen, hinsichtlich der Lauterkeit ihrer
Motive verdächtigen oder doch zweifelhaften Elemente geradezu als
eine Notwendigkeit erscheinen, da bei der Eigenart der fraglichen
Phänomene nur in Sitzungen, die dem Lärm des Tages und dem
störenden Einfluss eines unverständigen, kritiklosen Publikums entzogen
bleiben, wissenschaftlich verwertbare Resultate zu gewinnen
sind. Dass aber ein Vertreter der offizielen Schulmedizin und
exakten Naturwissenschaft, wie Dr. v. Schrenck-Notzwg, der zugleich
Vorsitzender der alten „Psycholog. Gesellschaft" in München ist,
kein Opfer und kein Vorurteil seiner Standesgenossen scheut, um
als selbständiger Forscher auf dem Weg des Experiments die Wahrheit
mit seltener Ausdauer zu ergründen, verdient gewiss die höchste
Anerkennung, zumal er damit gegenwärtig in Deutschland leider
unter den Akademikern so ziemlich allein dasteht. Wir sehen also
diese Versuche mit Freuden jetzt in den besten Händen und zweifeln
nicht, dass die vorerst mit aller erforderlichen Ruhe und Vorsicht
gesammelten Beweisstücke in einer auch ehrliche Skeptiker von der
Wahrheit der Tatsachen überzeugenden Form später veröffentlicht
werden, sobald einmal solche als sicher und einwandfrei betrachtet
werden können, so dass es ganz zwecklos wäre, die Loge
„Psyche zur Wahrheit" oder deren Tochterloge „Justinus Kerner",
der dasselbe Medium zur Verfügung steht, um die — ohne Zweifel
mit Recht verweigerte — Erlaubnis anzugehen, einzelne Sitzungsberichte
schon jetzt zum Abdruck gelangen zu lassen. — Was den
in derselben Beilage der „D. W." besprochenen „klugen Hans"
es es Herrn Rittmeisters a. D. von Ostai betrifft, so haben wir uns
mit dem jedenfalls aussergewöhnlich intelligenten und verständig
dressierten Hengst in den „Psych. Stud.'' bisher absichtlich nicht
beschäftigt, weil wir erst das Gutachten der „wissenschaftlichen
Kommission" abwarten wollten, das nun letzthin unter dem Vorsitz
des bekannten Psychologieprofessors Dr. Kart Stumpf zu dem
(übrigens zu erwartenden) Ergebnis gelangte, dai»s das offenbar sehr
feinfühlige Pferd mit dem Vorderfuss so lange zu klopfen gelernt
hat, bis es einen — vielleicht nicht einmal absichtlich, sondern unwillkürlich
(suggestiv oder telepathisch?) gegebenen Wink erhält,
damit aufzuhören, indem es versagte, so oft die Lösung der Aufgaben
k e i n e m der Anwesenden bekannt war. — Ihre weitere Anfrage
endlich, ob nicht von der in Wien hergestellten, bei Nik. Leih
mann in Prag 1905 zum Preis von 30 M. erschienenen vorzüglichen
Reproduktion des im Rudolfinum zu Prag befindlichen herrlichen
Gemäldes von Gabriel r. Max „Die Seherin von Prevorst im Hochschlaf
" für die Abonnenten der „Psych. Stud." eine Preisermässigung
erwirkt oder eine billigere Kopie des grossen Blatts hergestellt
werden könnte, haben wir dem Herrn Verleger unterbreitet, glauben
aber nicht, dass er in der Lage sein wird, von sich aus diesem
Wunsche nachzukommen.
Herrn Regierungsrat M. in M. Auf Ihre dem Herrn Veneger
mitgeteilte Beschwerde zur gefl. Benachrichtigung, dass alle
Abonnenten der „Psych. Stud." das Werk des Herrn ti. L. ßanhnar,
dessen Erscheinen sich leider noch bis Juni oder Juli verzögern
wird, als Entschädigung für den Wegfall des Schlusses in unserer
Zeitschrift etwa zur Hälfte des Preises erhalten.
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