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132 Psychische Studien. XXXII. Jahrg. 3. Hett. (März 1905.)
Dieses Weib , das sieh G. F. nennt, gilt, wie ich vernahm
, beim Publikum als Heilmedium und anlässlich einer
schweren Augenkrankheit eines ihrer Patienten soll sie
diesem nach Aufgeben jeder Hoffnung seitens der Aerzte
im Trance eine Salbe überreicht haben, die ihre Heilwirkung
nicht verfehlt«.
II.
Aus meinen damaligen Untersuchungen und den auf
diesem Gebiete gewonnenen Erfolgen machte ich kein Geheimnis
und suchte auch bei den Meinigen durch Vorzeigung
der Apporte usw. Interesse zu erwecken. Insbesondere
interessierte sich für meine Erzählungen meine
(jetzt verheiratete) jüngere Schwester /., die den Wunsch
äusserte, regelmässige Familiensitzungen einzurichten. Meine
Eltern hatten anfangs eine entschiedene Abneigung, Hessen
sich aber endlich auch dazu herbei. Auch hier fingen wir
vom Tischheben und Tischrücken an und erfuhren von den
sich äussernden Intelligenzen, dass meine Schwester gleichfalls
mediale Fähigkeiten besitze. Schon nach einigen
Sitzungen schrieb selbe mit Hilfe einer von mir konstruierten
Schreibmaschine im bewussten Zustande (ohne
Trance) und nach einigen Wochen führte sie den Stift ge-
^ufig auch ohne Hilfe des Apparats. Die Sitzungen wurden
bei hellem Lampenlicht oder auch am Tage abgehalten.
Die sich kundgebenden Wesen waren grösstenteils Pamilien-
spirits, Gross- und Urgrosseltern, Tanten usw., die wir nie
kannten, da selbe wenigstens schon seit 28 Jahren im Jenseits
sind, während meine Schwester erst J9 Jahre zählte.
Meine Eltern und mein Grossvater erkannten bei solchen,
die schreibkundig waren, die Schriftzüge, bei anderen wenigstens
die Ausdrucksweise. Die Intelligenzen besprachen
mit den Eltern Einzelheiten aus ihrer Lebenszeit, Dinge,
die uns Kindern völlig unbekannt waren, deren nähere Besprechung
mich aber zu weit führen würde, da bei jeder
Sitzung gegen zwei Bogen voll mit verschiedenen Handschriften
, auch in verschiedenen, aber nur in den dem Medium
bekannten Sprachen beschneben wurden. Oft ergingen
an meinen Vater, der Kaufmann ist, andeutungsweise
merkantile Ratschläge, deren Nichtbefolgung er
immer zu bereuen hatte. Direkt; meinten sie, dürfen sie
nichts verkünden. —
Oft brachten sie uns Mitteilungen vom Befinden unserer
auswärtigen Familienglieder, beispielsweise von meiner in
L. verheirateten Schwester 67., meinem Onkel lgt aus Wien
usw. Ich will der Charakterisierung wegen einen Fall
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