http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1905/0145
Tyndel: Mitteilungen über inediuaiistische Sitzungen in Kolomea. 135
zurück» Die Sitzungen nahmen infolgedessen hier einen
zügellosen Charakter an. Dieselben Versuche wurden
mehrmals erneuert, dieselben Fragen unzählige Male vorgelegt
. Meinen schriftlichen Ermahnungen, man möge doch
die Kräfte sparen und auf die schwache Konstitution des
Mediums die unbedingt erforderliche Rücksicht nehmen,
wurden ausser Acht gelassen, da die Intelligenzen selbst
jede Schädigung in Abrede stellten und damit mehr Zutrauen
fanden, als meine wohlgemeinten Ratschläge.
Auf seinen Wunsch wurde meinem Vater angekündigt,
er werde in einem gewissen Zeiträume am Tage seinen
verstorbenen Vater sehen und diesbezügliche Weisungen
wurden erteilt. Man verpasste aber infolge eines unvorhergesehenen
Ereignisses den geeigneten Moment. Es blieb
somit der Erfolg an<* und meine Schwester verfiel in einen
Sehwächezusfcand, an dessen Folgen sie leider noch jetzt zu
leiden hat. Meine Eltern bekamen deshalb Vorwürfe und
es wurde ihnen mitgeteilt, dass die Geistwesen aus Rücksicht
auf die erschütterte Gesundheit des Mediums sich
zurückziehen müssten; aie gedächten binnen 8 bis 10 Monaten
auch keine fremden Geister zuzulassen, man möge
somit die Versuche vorläufig aufgeben.
Nach dieser Zeit wurde einmal ein Versuch angestellt,
ohne den geringsten Erfolg. Da meine Schwester unterdessen
in den Ehestand getreten war, unterblieben dann
alle weiteren Versuche. Ob dieselbe indes ihre mediale
Kraft wieder erlangt hat, hängt m. E. von einem Versuche
ab, den ich in kurzem anstellen werde. —
Wiewohl ich diese meine Experimentalstudien nicht im
geringsten neben die der Koryphäen des Spiritismus, eines
Zöllner, Crooke? u. a. zu stellen wage, und im Januarhefte
d. J. selbst hervorhebe, sie seien zu wenig wissenschaftlich
durchgeführt worden, glaubte ich dieser Sitzungen hier doch
wenigstens andeutungsweise Erwähnung tun zu sollen, einerseits
weil die Medien keine Belohnung bewog, sich den
Sitzungen hinzugeben, vielmehr selbe lediglich aus Wissensbegierde
Geld und Gesundheit (Erholungsreisen, z. B. P.
nach Er., F. nach Gl. opferten), überdies sämtliche Teilnehmer
ehrenwerte Personen waren, folglich betrügerische
Absichten nicht vorhanden sein konnten, und anderseits,
weil jene Medien möglicherweise noch immer mediale Fähigkeiten
besitzen und gewillt wären, sich exakten Forschern
zur Lösimg des spiritistischen Problems freiwillig zur Verfügung
zu stellen. Auch beabsichtige ich auf Grund dieser
und der in den nun folgenden Sitzungsberichten mit dem
Medium Z< gewonnenen Erfahrungen an die Bearbeitung
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1905/0145