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K.: Ueber die Möglichkeit eines einwandfreien Identitätsbeweises. 155
sein, diese Experimente selbst jederzeit unter denselben
Bedingungen nachprüfen zu können. Dies ist jedoch
deshalb nicht möglich, weil Medien, die einer solchen rigorosen
Untersuchung standhalten, äusserst selten und weil
die Gaben der Medien selbst wieder ausserordentlich verschieden
sind.
Man kann also diesen Erscheinungen eine allgemeine
Anerkennung erst dann in Aussicht stellen, wenn innerhalb
langer Zeiträume eine genügende Anzahl von Fällen gesammelt
worden ist, deren mit allen Mitteln der exakten
Wissenschaft vorgenommene genaue, objektive Fixierung
eine jederzeitige Vergleichung und Nachprüfung gestattet.
An solchen Fällen fehlt es leider bisher noch sehr. Es
sind eigentlich nur die Experimente von Crookes und Zöllner,
gegen deren Anerkennung als objektive Tatsachen die Waffen
der exaktwissenschaftliehen Kritik in der Hauptsache bisher
nichts vermocht haben. Diese Experimente zu wiederholen
und nachzuprüfen, muss also die nächste Aufgabe
des wissenschaftlichen Spiritismus sein.
Unter den physikalischen Phänomenen nehmen die
Materialisationen menschlicher Gestalten die höchste Stufe
ein, insofern, als sie das Ziel des Spiritismus, den wissenschaftlich
exakten Beweis für die Unsterblichkeit der menschlichen
Seele anscheinend mühelos jedem ad oculos demonstrieren
. So einfach ist die Sache jedoch nicht. William
Crookes selbst soll ja einmal gesagt haben: „Ich habe
Wesen gesehen, welche die Geister Verstorbener zu sein
vorgaben; ob sie es waren, weiss ich nicht."
Mit diesem Ausspruche hätte er in vorzüglicher Weise
den Standpunkt, den er diesen Erscheinungen gegenüber
als Wissenschaftler einnehmen konnte und musste, fixiert.
Es ist zwar höchst wahrscheinlich, dass vergängliche Wesen,
die mit Menschen in Gestalt und Benehmen alles gemein
haben, mit Menschen auch in irgend einem Zusammenhange
stehen, dass sie das Produkt einer organisierenden Kraft
sind, der es ermöglicht worden ist, sich abermals, wenn
auch nur auf Augenblicke, einen uns sichtbaren Körper zu
bilden, wie sie es im Leben schon einmal dauernd vermocht
hat.
Dieser Gedanke ist logisch durchaus einwandfrei,
aber einen Beweis für die Unsterblichkeit der menschlichen
Seele im wissenschaftlichen Sinne stellt eine solche
Erscheinung an sich noch nicht dar. Es fehlt der Beweis
der Identität der Erscheinung mit einem Menschen,
der einst gelebt hat. Man hat ihr gegenüber die sogenannte
ideoplastische Kraft der menschlichen Seele auf-
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