Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
32. Jahrgang.1905
Seite: 206
(PDF, 218 MB)
Bibliographische Information
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206 Psychische Studien. XXXII. Jahrg. 4. Heft. (April 1905.)

Männer mit Flinten und Aexten, die Weiber mit Liebt-
stümpfeben, Fackeln und einem Kreuze bewaffnet, unter der
Anfübrung des Besebwörers aus Nacbdem sie den Sarg
eröffnet und der Bescbwörer der Leicbe etwas ins Ohr geflüstert
und die Beschwörungsformel hergesagt hat, bindet
man dem Vampyr die Hände mit Lindenbast, legt ihn mit
dem Antlitz gegen die Erde wieder in den Sarg und haut
ihm mit einem Spaten die rechte Hand oder auch den
Kopf ab. Darauf wird ihm das Herz mit einem Espenpfahl
durchstochen und der abgehauene Kopf zwischen die
Füsse gelegt. Die illyrischen Slaven hauen oft nebstdem
den ganzen Körper in Stücke. Nicht selten sieht man den
Vampyr oder die Widma dabei krampfhaft zucken, hört
ihn stöhnen oder wohl gar vor Schmerz brüllen. Hat man
nicht alle Mittel angewandt oder die gehörigen Formali-
täien nicht beobachtet, so findet man anderen Tages oft
den Pfahl herausgerissen und der Vampyr haust umso verderblicher
. Dann bleibt nur noch ein Mittel übrig: das
Verbrennen der Leiche im Dornenfeuer. Dieses wird gewöhnlich
auf Kreuzwegen vorgenommen. Dei Tote wird
an zwei Espenbalken gebunden und verbrannt. Zum Schutz
vor weiteren Schäden nimmt das Volk den Eiter der
Vampyre und Widmen, und trinkt ihn entweder mit Getränk
vermischt oder beräuehert damit das Gesinde und
das Vieh.

Der Vampyr besucht nach dem Tode oft seine Familie,
besonders wenn er ein junges Weib und kleine Kinder
hinterliess; ja er soll auch noch Umgang mit seinem Weibe
pflegen, und die so erzeugten Kinder sollen keine Knochen
haben. Bei den illyrischen Slaven pflegen die Vampyre
häufig Umgang mit Weibern, ohne ein Wort dabei zu
sprechen.

Ihrer Physiognomie nach unterscheiden sich die Vampyre
und Widmen von anderen Menschen durch ein bleiches,
eingefallenes Antlitz und glühende, stechend blitzende
Augen. Ihre Handfläche ist mit wussen, wolligen Haaren
bewachsen, ja sie sollen auch einen Schweif haben. Nach
dem Tode schwellen sie an, das Antlitz wird rot, die
Augen lassen sich nicht schliessen und auch die Zähne
bleiben immer sichtbar.

Die Vampyre haben die Gabe, fremde Gestalten anzunehmen
, und zwar erscheinen sie als Pferde, Wölfe (daher
der Name Vukodlak), Hunde, Eber, Kaninchen, Hähne,
Haben, Eidechsen, auch in Gestalt von Pflanzen, z. B. als
Fingerhut (digitalis), Flieder, die Widmen als Bärinnen,
Stuten, Kühe, Katzen, Säue, Ziegen, Elstern, Schlangen,

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