Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
32. Jahrgang.1905
Seite: 221
(PDF, 218 MB)
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v. Seeland: Die Logik der materialistischen Lehre efce. 221

hin schon aus jener augenscheinlichen Tatsache auf eine
besondere „Seelensubstanz" oder „Seelenmonade" schliessen
müsse. Näher zugesehen, erkennt man indes die Hinfälligkeit
dieses Arguments; denn auch nichtpsychische Kräfte
vermögen sich dermassen zu durchdringen, dass sie zu einem
unräumlichen Eins zusammenfliessen, obgleich sie in
einem anderen Sinne der Räumlichkeit Untertan bleiben.
So steht es z. B. mit dem zwiefachen Verhalten musikalischer
Akkorde: an jedem denkbar noch so kleinen Punkte
der durch dieselben erzitternden Luftregion werden die Akkorde
als Ganzes, nicht als einzelne Töne empfunden;
mithin ist deren Zusammensein kein blosses Nebeneinander,
sondern ein Ineinander, also ein von Ausdehnung,
Ort und Gestalt unabhängiges Sein. Und doch besitzt
das, worin sich dieses Sein abspielt, nämlich die tönende
Luftregion, Ausdehnung, Ort und Gestalt. Ein ganz Aehn-
liches aber bemerken wir an dem Seelischen: im Selbst-
bewusstsein zeigt es sich unräumlich, in der Art und Weise
aber, wie dessen Komponenten mit den molekularen
Schwingungen der verschiedenen Hirnteile zusammenhängen,
— erscheint es als ein Räumliches.*)

Die Tatsache, dass sich das Ich trotz der sich beständig
erneuernden Materie und trotz der sich im Ich
selber im Laufe des Lebens vollziehenden Veränderungen
dennoch als eine im Grunde identische und von allen
anderen verschiedene Person erkennt, — kann gleichwohl
weder für einen strikten Beweis der seelischen Sub-
stanzialität gelten, noch bedeutet sie einen grundlegenden
Unterschied zwischen Seelischem und Leiblichem. Denn
dieselbe Erscheinung wiederholt sich ja in der materiellen
Gestalt des Körpers: es besteht nicht nur fortwährender
Stoffwechsel, sondern wir bemerken auch, dass sich im Aussehen
desselben manches im Laufe der Zeit ändert; und
dennoch bleibt eine gewisse Identität, d. h. die Züge des
betreffenden Individuums bleiben insofern gleich, dass sie
sich von denen anderer Individuen durchaus und in charakteristischer
Weise unterscheiden. Und sollten sie sogar
dem Auge in späteren Lebensstadien anders erscheinen, so
vermag wenigstens eine anthropometrische Untersuchung
zu beweisen, dass es sich um dieselbe Person
lichkeit handelt, folglich bleibt immerhin ein Grundstock
von organischer Identität übrig.

*) Näheres hierüber in meinen Aufsätzen „Zur Frage vod dem
Wesen des Baumes" und „Ueber das Wo der Seele" im „Phil. Jahrbuch
" 1887- 89 und 1901 („Psych. Stud." 1899, S. 448 fi. und 1901,
ö. 655).


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