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Seiling: Zur Frage der Erblichkeit der Eigenschaften. 227
dieser drei Teile ist der Seelenleib als Träger der Neigungen
und Leidenschaften in die Gesetze der physischen Vererbung
mit einbezogen. Ueber das nähere Verhältnis
äussert sich Steiner in seiner „Theosophie a u. a.: „Da
der Seelenleib die beweglichste, gleichsam flüchtigste
Form der Leiblichkeit ist, muss er auch die beweglichsten
und flüchtigsten Erscheinungen der Vererbung
zeigen. Während daher der physische Leib nach Rassen,
Völkern, Stämmen am wenigsten verschieden ist, und der
Aether-Doppelleib zwar eine grössere Abweichung für die
einzelnen Menschen, aber doch noch eine überwiegende
Gleichheit aufweist: ist diese Verschiedenheit beim Seelenleib
schon eine sehr grosse. In ihm kommt zum Ausdrucke,
was man schon als äussere, persönliche Eigenart des Menschen
empfindet. Er ist daher auch der Träger dessen,
was sich von dieser persönlichen Eigenart von den Eltern,
Grosseltern usw. auf die Nachkommen vererbt."
Das Rätsel der geistigen Anlagen wiederum wird von
der Theosophie mühelos an der Hand der Reinkarnations-
lehre gelöst, deren Wahrheit uns Steiner — neben Hübbe-
Schleiden und Max Gubalke — ganz besonders nahe zu legen
vermag, wie denn auch seit den ältesten Zeiten sehr viele
bedeutende Köpfe sich zu ihr bekannt haben.*) Die angeborenen
Anlagen sind im Lichte der Lehre von der
Wiederverkörperung ganz einfach Früchte von Erlebnissen
in früheren Lebensläufen.
Wie üben wir uns in der Kunst der Gedanken-
Konzentration ?#*)
Von Ludwig' Deintiard (München)*
Durch Anstrengung unseres Willens — so wird wohl
die Antwort lauten, die wir sofort zu geben bereit sind.
Allein Wille ist nicht ein Ding an sich, eine geistige
Fähigkeit, eine motorische Kraft, die uns jederzeit zur Ver-
*) Einen guten Ueberblick hierüber gibt M. Gubalke in seiner
vorzüglichen Arbeit über die Reinkarnation: „Psych. Stud." 1901,
die ich, angeregt durch die Fussnote der Redaktion auf S. 104 des
Febr.-Heftes, zu meiner grossen Befriedigung nachgelesen habe.
**) Aus einem Aufsatz von Evan /. Cuthbertson in der „Theo-
sophicai Review" (Sept 1904, p. 61). Uebersetzt von Deinhard. —
Herr Deinhard ersucht uns noch um Berichtigung eines leidigen Versehens
, das sich in seinen vorigen Beitrag ohne sein Verschulden
eingeschlichen hat. Auf 8. 165 des Märzhefts, Z. 12 v. o. war zu
lesen: Es fehlt ihm der Begriff des Kausalkörpers (st. Astral«
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