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v. Schnellen: Psychoinonismus oder Panpsychiamus. 299
Schlage zum Panpsychismus und Verworn, der
ursprünglich erklärt hatte, über meine eigene Psyche
komme ich niemals hinaus" (A. P. 38 u. a.), endet mit der
offenen Annahme einer unbewussten Weltseele. Die Wirklichkeit
aber, die Gesamtheit aller sogenannten Aussendinge
, die, belebt oder unbelebt, anfangs „nur in ihm
selbst4i, als „seine eigene Vorstellungexistieren sollte,
wird schliesslich auch für ihn etwas ausserhalb seiner individuellen
Seele, wird eine Vorstellung oder Summe von
Vorstellungen jener all-einen ewigen Weltseele. —
üebrigens ist dieser Portgang über den subjektivisti-
schen Psyehomonismus in gewisser Hinsicht schon in der
„Allgemeinen Physiologie" angedeutet. Denn indem Verworn
dort ganz richtig bemerkt, dass ihm seine eigene
Persönlichkeit direkt auch nur als Vorstellung im ßewusst-
sein gegeben ist, lässt er, wie wir sahen, die Beziehung
auf sein Ich schliesslich ganz fallen und erklärt die Welt
nicht mehr für seine, sondern nur für eine Vorstellung.
Die vorher (A. P, 36/3) stets gebrauchte Wortverbindung
„unsere Psyche44 oder „meine Psyche44 verschwindet nunmehr
ganz und an ihre Stelle tritt „die Psyche" schlechthin
. jjEs existiert nur eins, das ist die Psyche" (A. P. 39).
„Das einzig wirkliche ist die Psyche; alle Erscheinungen
sind nur ihr Inhalt14 (A. P. 43). Aber das schlimme ist,
dass ihm selber, Verworn, dieser Wechsel seines Standpunktes
garnicht recht zum ßewusstsein kommt und dass
er darum auch die Unhaltbarkeit seiner subjektivistischen
Voraussetzungen nirgends wirklich durchschaut hat. Er
schwankt, ohne es zu ahnen, zwischen einem auf die subjektive
Vorstellungswelt seines eigenen Bewusstseins oder
seiner Seele beschränkten er kenn tnisthe oretischen
Monismus ( — subjektiven Idealismus) und einem die
ganze Natur als verwirklichte Vorstellung der alleinen
Weltseele auffassenden metaphysischen Monismus
(= absoluten Idealismus) hin und her. Wo es gilt, die Verflüchtigung
der ganzen Welt in einen blossen Traum der
vergänglichen Einzelseele abzuwehren, da wird der Idealismus
unvermerkt zum absoluten und „die Psyche" erweitert
sich zur alleinen Weltseele, in der es neben und ausserhalb
des Einzelbewusstseins noch viele, von diesem unabhängige
Dinge (Körper und Bewusstseine) gibt. Wo dagegen der
Unterschied von Leib und Seele, Körper und Geist aufgehoben
werden soll, da verengt sich die Psyche unversehens
zur individuellen Psyche und die gesamte äussere Natur,
dieses ganze in Raum und Zeit unermessliche All schrumpft
mit einem male zu der beschränkten, vergänglichen Vor-
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