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Kurze Notizen.
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unbestritten ehrenhafte italienische Edelmann hat sich um
die Sache der okkultistischen Forschung ein bleibendes
Verdienst erworben, indem er im letzten Jahrzehnt des
vergangenen Jahrhunderts die in einem, die öffentliche
Aufmerksamkeit der Bevölkerung von Neapel auf sich ziehenden
Spukhaus wohnende, bereits 1877 von dem Florentiner
Damiani angeblich auf medialem Weg (nach einer
Andeutung des Mediums Williams aus London) als Medium
erkannte verheiratete, kinderlose, kleine, aber wohl proportionierte
Frau von neuem entdeckte, behufs methodischer
Entwickelung und weiterer Ausbildung ihrer supernormalen
Fähigkeiten unter seine Leitung nahm, wissenschaftliche
Koryphäen für die bei ihr hervortretenden Phänomene
interessierte, i894 die berühmte Gelehrten - Kommission in
Mailand zu Prüfungssitzungen vereinigte, sie auf ihren
Reisen ins Ausland begleitete und sie später gegen die
Angriffe des Journalisten Tor eilt und des Taschenspielers
Maskelyne (ihres „Entlarvers" zu Cambridge) energisch in
Schutz nahm. Die von dem Verstorbenen der wissenschaftlichen
Forschung so erhaltene Eusapia weilt, wie wir schon
früher ankündigten, gegenwärtig in Grenoble, wohin
Oberst de Rochas namhafte Gelehrte zu einer weiteren Reihe
von Prüfc'ungssitzungen eingeladen hat.
b) Gespenstergeschichten. Dass auch grosse
Naturforscher, die doch von Sinnestäuschungen bei ihrer
positiven Weltanschauung verhältnismässig reiten heimgesucht
werden, zuweilen ihre schwachen Stunden oder richtiger:
ihre okkulten Erlebnisse haben, ist eine nicht wegzuleugende
Tatsache, die allmählich auch bei der materialistisch gesinnten
Tagespresse mehr Berücksichtigung findet. So
wird jetzt von dem französischen Chemiker Chevreul, der
1889 im Alter von fast 103 Jahren starb, ein sonderbares
Erlebnis erzählt, über das eigene Aufzeichnungen des Forschers
vorhanden sind, die wir schon im vor. Heft S. 253
nach einem Bericht des „Messager" kurz erwähnten, Chevreul
, der sich auch für die sich bewegenden und klopfenden
Tische, die Schlüssel- und Glastonorakel, die Wünschelrute
und dergl. nicht zu bestreitende Tatsachen interessierte,
weshalb kürzlich Prof. Edmond Perrier, der Direktor des
„Musee d'histoire naturelle** zu Paris, bei der Einweihung
seiner lebensgrossen Statue die geistreiche Bemerkung
machte: der grosse Tote würde sich über die Tatsache
dieser seiner Wiederauferstehunga nicht besonders wundern
, sondern sich darauf beschränken, das ihm neue Phänomen
genau zu studieren und sich alle näheren Umstände
zu notieren, sass in einer Nacht noch sehr spät an
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