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Tyndel: Mitteilungen über mediumistische Sitzungen in Kolomea. 323
Die auf Seite 198 (Z. 8 v. o.) erhobene Frage ist dahin
zu beantworten, dass die Hand des Mediums ungefähr
1 cm vom Tischchen, das Tischchen selbst vom Boden 3
bis 4 cm entfernt war. — Was die Bemerkung der Eed.
auf S. 200 (Fussnote) betrifft, so war der Inhalt seiner
eigenen Anfrage dem Herrn Z. freilich bekannt, derjenige
aber der Anfrage des abwesenden Herrn CS. nicht. Es
wäre also hier wohl eher von einer Steigerung des Gesichtsinnes
(bezw. Hyperästhesie) des Mediums zu sprechen.
Hierfür spricht auch das Anzünden des Spiritus vor dem
Kabinett, anscheinend um die Ausscheidung des „Perisprit"
zu beschleunigen, während dies vielleicht eher zur Beleuchtung
des Raumes dienen sollte.
Die auf S. 201 im letzten Absatz angekündigte Erklärung
„Ben Aissa's" habe ich nachher versehentlich unterlassen
. Sie lautete: „Ich habe bei Lebzeiten nach der Sitte
meines Stammes an den Fingern lange Eägel getragen.
Vermittels dieser noch jetzt vorhandenen Nägel zwicke ich
die Blätter ab, dematerialisiere und rematerialisiere selbe
während des Trancezustandes des Mediums". In der Tat
ist auch eine derartige Spur an den Blättern zu erkennen.
— Ich habe bereits mehrmals erwähnt, dass vor dem Zustandekommen
eines Experiments die Kontrollspirits lautes
Tönen und Klingeln anordnen. Auf meine Frage nach dem
Grund hievon wurde mir einmal bedeutet, dies beschleunige
das Ausscheiden des „Perisprits", ein andermal dagegen, es
verlocke fremde, lür Musik eingenommene Intelligenzen,
beim Zustandekommen eines Experiments mitzuwirken.
Die Frage, wie eine derartige ohrzerreissende Musik anziehend
wirken könne, wurde damit erklärt, dass Geister
durch Autosuggestion sich aus gewöhnlichen Tönen, „himmlische
Melodien" bilden! So oft unsererseits absichtlich
eine Unterbrechung in Tönen eintrat, erfolgte ein schwaches
Aechzen des Mediums und eine erneute Aufforderung des
Kontrollspirits, das Töne n fortzusetzen. Vielleicht war das
Tönen zur Konzentrierung unserer Aufmerksamkeit auf
einen Punkt nötig. Es schien mir, als wollte die Intelligenz
ihre Handlungen auch unserem Gehörsinne entziehen;
es ist nämlich möglich, dass nicht nur die Tätigkeit des
Gesichtssinnes, sondern auch andere Sinne auf das Zustandekommen
mediumistischer Phänomene lähmend einwüken.
Doch möchte ich in einem so dunkeln Punkt keine bestimmte
Theorie aufstellen.*) —
*) Dass die freilich sehr nahe liegende Erklärung grundsätzlicher
Skeptiker, die in allen derartigen Veranstaltungen bekannt-
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