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Zell: Efundegeheul als Todesprophezemng. 335
Hundegeheul als Todesprophezeiung.*)
Von Dr. Th. Zell (Berlin).
In einer Münchener Jäger-Zeitung behandelt E. Floessel
neuerdings die Frage, inwieweit der Volksglaube, dass das
Geheul der Hunde einen Todesfall ankünde, berechtigt sei
oder nicht. Er setzt als bekannt voraus, dass Hunde bei
eintretender Krankheit ihrer Herren die Nähe des Krankenbettes
nicht nur nicht verlassen, sondern dass sie auch, je
weiter die Krankheit sich hinzieht, eine unverkennbare Unruhe
an den Tag legen und diese nicht selten auch durch
Geheul kundgeben; er hält es für ebenso feststehend, dass
Hunde mit dem wirklich eingetretenen Tode ihres Herrn
dieses Gebaren in gesteigerter Weise fortzusetzen pflegen.
Gewiss, meint er, darf man glauben, dass in solchen Fällen
dem klugen Tiere seine Verstandstätigkeit sage, dass bei
seinem Herrn, der sich nicht von seinem Lager erhebt oder
der vielleicht zu seinem Lieblingshunde gleichgültig oder abwehrend
sich verhält, eiwas nicht in Ordnung sein müsse.
Er fährt dann fort: „Eine Vorahnung oder Vorverkündigung
des bevorstehenden Todes kann jenes Verhalten des
Tieres nicht bedeuten, vielmehr findet in ihm die Anhänglichkeit
und Treue des braven Tieres zu seinem Herrn ihren
eigentümlichen Ausdruck."
Wohl alle Leser dürften diese Erklärung für sehr
einleuchtend und zutreffend halten. Ich stehe auf einem
anderen Standpunkte und möchte im nachstehenden meine
abweichende Ansicht näher begründen. Dass der Volksglaube
in vielen Fällen, obwohl er lange
Zeit von den Gelehrten verlacht worden
ist, sich nachträglich als richtig herausgestellt
hat, darf ich als bekannt voraussetzen. Als
Knaben verspotteten wir die Mägde, die sich die wunden
Stellen an den Händen verbanden, wenn sie Aale schlachteten
, da wir von unserem Lehrer über den unsinnigen
Glauben, dass Aale giftig seien, aufgeklärt waren. Ich war
daher nicht wenig bestürzt, als ich später erfuhr, dass sowohl
Aale, wie auch Salamander, Kröten usw. tatsächlich
ein Hautgift besitzen, mit dem man Hunde und dergleichen
vergiften kann. Seitdem bin ich etwas stutzig geworden und
prüfe eine Voiksanschauung erst von allen Seiten, ehe ich
*) Wir entlehnen diesen für Okkultisten interessanten Beitrag
aus dem Kapitel der Tierpsychologie und des Aberglaubens dem
^Sammler" (B. Beil. z. „Augsb. Abendzeit/, Nr. 28 vom 7 III. er.)
- Red.
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