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340 Psychische Studien. XXXIL Jahrg. 6. Heft. (Juni 1905^
diesem Grunde kann ich das Heulen des Hundes vor dem
Tode seines Herrn nicht bloss mit den von E. Floessel
vorhin angegebenen Gründen rechtfertigen, demgemäss in
dem Volksglauben nicht lediglich einen Aberglauben erblicken
.
Gern würde ich noch weitere Beweisgründe anführen,
doch muss ich mich bei der Beschränktheit des Raumes
auf die vorstehenden beschränken. Wie uralt der Volksglaube
ist, dass die Hunde Uebersinnliches wissen, ersehen
wir daraus, dass schon der alte Horner den Hunden die
Gabe des Geistersehens erteilt, was doch nur sagen
soll, dass sie mehr wahrnehmen als die Menschen, worin
er völlig recht hat. In der Odyssee Buch 1(5, V. 115 it
heisst es nämlich:
Aber Athene . . .
Stand an der Tür des Hofes und erschien dem edlen Odysseus.
Aber Telemachos sah und merkte nichts von der Göttin;
Denn nicht allen sichtbar erscheinen die seligen Götter:
Nur die Hunde sih'n sie und bellten nicht, sondern entflohen
Winselnd und zitternd vor ihr nach der anderen Seite des
Hofes.
IL Abteilung.
Theoretisches und Kritisches.
Die Logik der materialistischen Lehre und ihre
Wertschätzung des Lebens,
Vom f kaiserL russ. Geheimrat u. Generalarzt a. 1).
Dr. Wik. v. Seeland.
XXI.
(Fortsetzung von Seite 288.)
Aus der ganzen ohigen Betrachtung nun ergibt sich
als Endergebnis Folgendes: der grösste Teil der psychischen
Kräfte, die wir bei einem Menschen antreffen, wurde ir
sein Gehirn im Laufe der Zeiten allmählich von oben und
von unten, d. h. durch äussere vernünftige Einwirkungen
und innere zweckmässige Reaktionen des Lebens, etwa wie
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