http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1905/0404
388 Psychische Studien, XXXII. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1905.)
dürfte, noch so elementar, dass eigentlich alles möglich ist,
selbst das, was uns heute unerhört erscheint."
4. „Die psychologischen Absurditäten des Spiritismus
sind nicht derart, dass sie uns a priori davon abhalten
können, die experimentellen Tatsachen zu prüfen."
Diese Sätze finden in Richefn Aufsatz, wie erwähnt,
eine ausführliche Erläuterung. Wir wollen uns hier darauf
beschränken, das zu skizzieren, was R. über Funkt 4, die
psychologischen Absurdheiten des Spiritismus vorbringt. —
Er unterscheidet folgende vier Kategorien solcher Absurditäten
:
A. „Das Experimentieren im Gebiete des Spiritismus
steht anscheinend im Konflikt mit der von der Wissenschaft
geforderten Genauigkeit; denn je genauer die Versuche angestellt
werden, umso weniger überraschen die Phänomene."
B. „Unter ähnlichen, oder doch wenigstens anscheinend
ähnlichen Bedingungen sind die erhaltenen Resultate durchaus
nicht identisch. Es unterscheiden sich demnach die
spiritistischen Experimente von allen sonstigen wissenschaftlichen
Experimenten fundamental darin, dass sie sich nicht
wiederholen lassen."
C. „Die sogenannten Intelligenzen oder Persönlichkeiten,
die dabei auftreten, verraten oft Züge, die sich mit den
Persönlichkeiten, die sie zu sein vorgeben, absolut nicht
zusammenreimen lassen."
D. „Von den besten spiritistischen Phänomenen sind
einige durch Individuen erhalten worden, die bestimmt des
Betrugs überführt worden sind. Dies schwächt die ganze
diesen Phänomenen beigemessene Beweiskraft ab."
Dies sind — wie R. sich ausdrückt — die psychologischen
Absurditäten des Spiritismus, durch die man sich
aber keineswegs abhalten lassen darf, die Tatsachen zu
prüfen. Betrachten wir diese Ungereimtheiten, die hier
aufgezählt werden, der Seihe nach etwas genauer.
Was die erste Kategorie dieser sogenannten Absurditäten
anlangt, wonach das spiritistische Experimentieren
sich im Konflikt befinde mit der von der Wissenschaft geforderten
Genauigkeit, so entkräftet Ä. zunächst den bekannten
Einwurf, dass die Hervorrufung spiritistischer
Phänomene vollständige Dunkelheit erfordere, dass sie
schon dadurch jede Beobachtung anmöglich mache, dass
dies also dem Betrug Tür und Tor öffne usw. Er erinnert
an das Beispiel der Photographie, bei der bekanntlich
auch im Dunkeln gearbeitet werden muss, und hebt
hervor, dass sich auch im Dunkeln Vorsichtsmassregeln
treffen lassen, die Betrügereien ausschlieasen. Aus der
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1905/0404