http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1905/0420
404 Psychische Studien. XXXII. Jahrg. 7. lieft. (Juli 1905.)
Vortrag über „die Zukunft der Psychologie und die Meta-
psychik" angekündigt, der direkt nach dem Zip/Aschen
Vortrag über: „die Wege der Psychologie" folgen und diesen
gewissermassen ergänzen sollte. Ferner hatten Prof. Franz
Brentano (Florenz) und Prof. Theodor Flournoy (Genf) Vorträge
angemeldet. Erstem* wollte über die „psychologische
Analyse der Tonqualitäten", letzterer über die „Psychologie
der Religion" reden. Es sollte sehr bedauerlicher Weise
nicht seint Die genannten Herren Hessen vergeblich auf
sich warten. Allgemein wurde namentlich das Fernbleiben
Richefs bedauert, der auf allen bisherigen Psychologen-
Kongressen in der vordersten Reihe stand. Die von ihm
angekündigte Beleuchtung der Pfade, welche die Psychologie
der Zukunft voraussichtlich einschlagen wird, hätte
gewiss eine Aufgabe gebildet, die dieser kühne Pariser Gelehrte
in geistreichster Weise gelöst hätte, wenn auch
dieses Zukunftsbild sicherlich auf Seiten der konservativer
gearteten Kongress - Mitglieder stark beanstandet worden
wäre. Den grössten Entrüstungssturm aber hätte zweifellos
Richefs zweites Vortrags - Thema: „die Metapsychik"
heraufbeschworen. Metapsychik! Was bedeutet dieses geheimnisvoll
klingende Wort?
Vor etwa 23 Jahren wurde in London von einigen
namhaften Männern der Wissenschaft unter dem Titel
„Society for psychical researeh" eine Gesellschaft begründet,
die sich das Ziel setzte, ein Forschungsgebiet zu betreten
und der Wissenschaft zugänglich zu machen, das damals
noch mehr wie heute von der Gelehrtenwelt gemieden und
unwissenden Laien überlassen wurde. Es ist dies das Gebiet
der anormalen oder, richtiger bezeichnet, der supernormalen
psychischen Phänomene, sagen wir kurz der
Supernormal-Psychologie, — also der Telepathie, des Somnambulismus
, Mediumismus usw. Diese Gesellschaft, die
von Anfang an eine ungemein rührige Tätigkeit entfaltete
und im Laufe der Jahre ein ungeheures Material von Tatsachen
auf dem bezeichneten Forschungsgebiet gesammelt,
gesichtet, beschrieben und untersucht hat, ist seither in
England zu grossem Ansehen gelangt und hat sich über
sämtliche Kulturländer ausgedehnt. Den Vorstand dieser
Gesellschaft bilden stets hervorragende Gelehrte und
Männer in hoher öffentlicher Stellung. So war z. B. Mr.
Balfour, der heutige englische Premierminister, eine Zeit
lang Präsident dieser „Gesellschaft für psychische Forschung".
Den Vorsitz haben ferner geführt: Sir William Crookes,
Sir Oliver Lodge, Prof. William Barrett und andere namhafte
Naturforscher. Gegenwärtig, das heisst seit Anfang dieses
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1905/0420