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Nestler: Beiträge zur Geschichte des Spiritismus. 407
die getroffenen stürzen herab, einige verbrennen ganz, andere
fallen in einen See oder Fluss und werden Krokodile,
einige fallen auf das Land und werden Ghuls. Folgende
Tradition von Mohamed gibt eine Definition des Ghul:
„Der Ghul ist irgend ein Idjin, welcher dem Reisen feindlich
ist und verschiedene Formen und Gestalten annimmt";
mehrere Begleiter des Propheten haben auf ihren Reisen
Grhuls gesehen; unter ihnen sah Omar, des Propheten Nachfolger
, auf einer Reise nach Syrien einen Ghul bei der
Stadt El-Islam.
Ghul ist eigentlich der Name des weiblichen Gespenstes;
das mannliche hat den Namen „Kutrub". Diese Wesen
und andere ihrer Art, die Ghadar oder Gharrar, sind die
Abkömmlinge Iblis* und eines Weibes, welches Allah für
ihn aus dem Feuer des Windes Samum erschaffen hatte,
und entsprangen aus einem Ei. Der weibliche Ghul erscheint
reisenden Männern in der Wüste unter verschiedenen
Gestalten und plaudert mit ihnen. —
Mit solchen geistigen und gespenstigen Wesen bevölkert
der Araber Himmel und Erde und nicht nur der gemeine
Mohamedaner, sondern auch der Gebildete und Gelehrte
glaubt unverbrüchlich an diese, macht sie selbst zum Gegenstande
wissenschaftlicher Forschung und der Verkünder des
Islam hat sie in seinen Kanon aufgenommen. Denn die
Araber Hessen, bevor sie die Religion Mohameds angenommen
hatten, neben ihren anderen Kulten auch noch
den Vorfahren eine besondere Verehrung zu Teil werden,
und zwar ganz im spiritistischen Sinne. Sie glaubten nämlich
an Geisteswesen, welchen sie den Namen „djins" beilegten
, deren Aufenthaltsort die Wüsten und Gebirge seien,
und diesen Glauben hat auch Mohamed aufgenommen.
Viele Gelehrte unter den Völkern des Morgenlandes
machen noch heutigen Tages die Zauberei zum ernstlichen
Studium ihres ganzen Lebens. Es gibt zwei Arten von
Magie bei den Mohamedanern, die geistige, an die allgemein
geglaubt wird, und die natürliche, von welcher alle
Frommen und Gebildeten nicht viel halten. Wir wollen
hier diese Dinge nur äusserlich berühren; für die tiefere
Erklärung derartiger Erscheinungen vom spiritistischen
Standpunkt verweisen wir auf das schon genannte Werk
Vesme's L c.
Die geistige Magie der Mohamedaner beruht auf der
Wunderkraft gewisser Namen Allahs, gewisser Koranstellen
und der Namen der Idjin und Teufel. Sie ist daher entweder
eine göttliche (Rahmani) oder eine teuflische (Schei-
tani). Die göttliche Magie wird von allen Frommen stu-
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