Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
32. Jahrgang.1905
Seite: 426
(PDF, 218 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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426 Payohisohe Stadien. XXXII. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1905.)

alle Schöpfungen gleicher Art, soweit ich sie kenne. Auch
das ist allen Zeichenmedien eigentümlich: sie glauben die
blossen Werkzeuge eines „Spirits" zu sein.

Ein ganz eigenartiges Medium ist die Genferin Helene
Smith (Pseudonym) insofern, als bei ihr mehrere okkulte
Fähigkeiten streng wissenschaftlich beobachtet und untersucht
worden sind. Th. Flournoy, Professor an der Genfer
Universität, hat die Ergebnisse seiner Forschungen in dem
Buche „D6s Indes ä la planete Mars" {Eggimann u. Co.,
Paris und Genf; 1900) veröffentlicht. Einen ganz ausführlichen
Auszug daraus nebst zahlreichen Illustrationen bietet
die „Uebers. Welta (1901).*) Jenes Medium ist ebenfalls ein
Zeichenmedium; dazu aber schreibt es auch automatisch, spinnt
im Trans lange „Romane" aus, in denen es selbst eine bestimmte
Rolle spielt und sogar gleich der besten Schauspielerin
agiert und überdies noch jedesmal eine besondere
Sprache und Schrift erfindet. Die ganz verblüffenden
Leistungen dieses Mediums führt Flournoy hauptsächlich
auf Kryptomnesie zurück; d. h.: fast alle sinnlichen Eindrücke
von Jugend auf, sogar ganz oberflächliche und gar
nicht zum ßewusstsein gekommene, scheinen in dem ünter-
bewusstsein der IL Smith aufgespeichert, und sie bilden das
Material, aus dem sie in unbewusstem Znstande ihre
Staunen erregenden Leistungen hervorbringt. Auch von
der den Okkultisten schon längst bekannten Kryptomnesie
scheint kaum eine Kunde ins Publikum gedrungen zu sein.
Eine Abhandlung darüber fand sich in der „Zukunft" vom
25. Febr. d. J., und der Verfasser, Dr. Jung, Zürich-Burg-
hölzli, sowie der Herausgeber haben offenbar geglaubt, den
Lesern etwas ganz Neues zu bieten. Hiermit ist wieder
die Tatsache bestätigt, dass die Okkultisten gute Pioniere
der Wissenschaft sind und dass die gleichsam zum guten
Ton gehörende Geringschätzung ihrer Arbeit den Fortschritt
der Wissenschaft nur verzögert und daher recht
töricht ist. Dr. Jung scheint zu seiner Arbeit durch den
bekannten Fall Jacobsohn veranlasst worden zu sein, und
mit vollem Recht hebt er zum Schluss hervor, dass bei dem
des Plagiats geziehenen Kritiker ein Beispiel von Kryptomnesie
immerhin vorliegen könne. Er stützt seine Annahme
u. a. durch die beachtenswerte Tatsache, dass auch Nietzsche
im „ Zarathustra" deutliche Reminiszenzen aus Justinus
Kerner\ „Blättern aus Prevorst" unbewusst verwebt hat.

*) Vergl. „Psych. Studien" 1899, 8. 692; 1900, S. 305, 321 und
377—80, sowie namentlich 1901, 8. 82— #8 und über ein neues, kritisch
ergänzendes Werk von Prof. Flournoy: 1902, S. 735 ff. — Red.


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