Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
32. Jahrgang.1905
Seite: 432
(PDF, 218 MB)
Bibliographische Information
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432 Psychische Studien. XXXU. Jahr*?. 7. Heft. (Juli 1906)

geistes die wirkenden Kräfte vorstellen. Aber entsprechend
dem veränderten Schauplatz, auf dem sich jetzt die entscheidenden
Aktionen abspielen, und den neuen Personen,
die jetzt in den Vordergrund der Geschichte treten, sind
aus den freundlichen, anmutigen Genien der Griechen
dunkle, unheimliche Gespenster geworden. Ueber den
Trümmern des Hellenentums reichte sich der Orient und
der Norden die Hand, beide gleich masslos, gleich unplastisch
, gleich düster in ihrer Phantasie. Eine Naturanschauung
, wie sie am klarsten und entschiedensten im
Manichäismus ausgeprägt ist, wurde die dominierende des
gesamten Mittelalters. Die Natur wurde zum Symbol; was
unseren Sinnen erscheint, ist nur der leichte Schleier,
hinter dem das grosse Weltdrama, der Kampf der guten
und bösen Geister, sich birgt. An alles, was wir Materie
nennen, heftete sich der Fluch der Sünde und'der Verdammnis
; es wurde ein verdienstliches Werk, dieselbe -zu
misshandeln. Der Stein, welcher unter den Händen der
gothischen Baukünstler die bizarrsten Formen annehmen
musste, entging diesem Schicksale ebenso wenig als der
merschliche Körper, welcher „in majorem Dei gloriam"
kasteit wurde; ja „selbst das liebe Himme^licht", trüb
brach es durch gemalte Scheiben.

Die eben skizzierte Anschaungsweise, die in ihrer Geschlossenheit
und sittlichen Energie etwas Imposantes hat
und die sich in vielen Gewohnheiten der Kunst und des
Lebens ganz unbewusst offenbart, erhielt ihren Ausdruck
auch in der Wissenschaft. Wie lange, selbst bis in die
neuere Zeit hinein, fand die Astrologie gläubige Verehrer
! Nur vermischten sich allerdings die Astralgeister,
deren geheimnisvollen Einfluss arabische und jüdisch-kabbalistische
Weise in den verschiedenen Konstellationen zu erkennen
gelehrt hatten, mehr und mehr mit der Idee Gottes
selbst, welcher in der Flammenschrift der Sterne dem Eingeweihten
seine Pläne ofienbart. Die A1 c h y m i e , die
Psychologie und Physiologie hatten es ganz
direkt mit den „Güstern" zu tun, und während die einen
ihnen mit den Namen „ qualitas oceulta" und „forma sub-
stantialistt wenigstens ein philosophisches Mäntelchen umhingen
, nahmen die anderen schlechtweg das Wort „Spiritus
" für sie in Anspruch: Paracelsus schildert den Zustand
des Menschen in der Krankheit geradezu als einen Kampf
des „Archeus", d. h. des Lebensprinzips mit dem Krankheitsprinzip
. Unsere Sprache trägt noch heute die deutlichen
Spuren solcher Anschauungen; die „Lebensgeister41 sind, wie
F. A. Lange bemerkt, sicher eine Erbschaft aus jener Zeit, und


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