Freiburger historische Bestände - digital

Seiimg: Okkultistische Aehrenlese

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Charaktere, allen voran Sokraies, ausgesprochene Verbreeherphysiognomien
haben. Sokraies soll den Verleumdern, die
ihm seine Verbreehermaske vorgeworfen, geantwortet haben:
„Wie gross muss also meine Tugend sein, da sie gegen so
viele schlimme Anlagen anzukämpfen hatte!" Und Strind-
berg meint, dass diese Worte in freier Uebersetzung also
wiedergegeben werden müssen: „Die Erde ist eine Strafkolonie
, in der wir die Strafe für die in einem früheren
Dasein begangenen Verbrechen zu erdulden haben; an
dieses frühere Dasein bewahren wir eine unbestimmte Erinnerung
in unserem Bewusstsein, die uns zur Besserung
antreibt/4 Am Schlüsse seines Epiloges macht Sirindberg
sich das Vergnügen, den „Freidenkern" einen Stein
des Anstosses damit zu errichten, dass er einen vergessenen
Ausspruch Voliaire'% in Erinnerung bringt, nämlich
: „Die Auferstehung ist eine ganz natürliche Sache;
es ist nicht erstaunlicher, zweimal als einmal geboren zu
werden/'

Von anderen, okkultistisch gefärbten oder doch allgemein
interessierenden Problemen, die Strindberg in origineller
Weise erörtert, scheinen mir noch die folgenden
erwähnenswert: das Leben der Steine und der Metalle; die
moderne, auch von einigen Fachblättern ernst genommene
Alehyniie (Erzeugung des Goldes aus Schwefel und Eisen);
die Dethronisierung der Kohle als des Stammvaters der
Organismen und der Vorrang der Erdarten; die Entstehung
der Pflanzenformen aus der zunehmenden Verdichtung des
Wassers; geheimnisvolle Aehnlichkeiten zwischen Sonne und
Auge; die aus natürlich-photographischen Vorgängen oder
aus dem sogen. Versehen zu erklärenden Zeichnungen auf
den Körpern vieler Tiere (Insekten, Fische, Vögel, Säuge«
tieie). Am eingehendsten lässt Strindberg sich in dieser
Beziehung über den Totenkopfschmetteriing aus, wobei er
das betreffende Kapitel seines Buches mit dem bezeichnenden
Untertitel „Versuch eines rationellen Mystizismus" versieht.
Am Schlüsse dieses Kapitels nimmt er auch die Gelegenheit
wahr, ein „Universalproblem" zur Sprache zu bringen,
im Vergleich mit welchem die Frage der Tierzeichnungen
von sehr untergeordneter Bedeutung sei. Unter jenem
„interessantesten von allen Problemen", das noch von niemand
gründlich untersucht worden sei, versteht er die Entstehung
des Schmetterlings aus der Puppe, aus einer formlosen
Schleimmasse, die indessen mit Sensibilität und
Bewegung8vermögen begabt ist. „Das ist jaa — ruft
Sirindberg, wie schon mancher andere vor ihm, aus — „das
Unsterblichkeitsproblem; die Unzerstörbarkeit der indivi-