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4U2 Psychische Studien. XXXII. Jahrg 8. Heft (August 1905.)
Die Astrologie an sieh ist, wie man sieht, eine exakte
empirische Wissensehaft, oder sie kann wenigstens dazu gemacht
werden. Nur hat sie sich seit dem 16. Jahrhundert
nicht weiter entwickelt; wäre das z. B. mit der Medizin der
Fall gewesen, so würde auch diese Wissenschaft jetzt einen
ungeheuren Wust von Aberglauben zu beseitigen haben,
und so jede einzelne Naturwissenschaft. An den modernen
Astrologen ist es eben jetzt, den streng physikalischen
Standpunkt ihrer Wissenschaft, welchen schon ihr Altmeister
Claudius Ptolemäus zu schaffen suchte, zu befestigen.
Untersuchungen über den Begriff der Kraft.
Von Dr. Emil Stroetzel*
(Schluss von Seite 436.)
Die rein mechanische Erklärungsweise leistete vortreffliche
Dienste in der Physik, sie wurde schwierig im Gebiete
der Lebenserscheinungen trotz der Stütze, welche sie
durch die Harvey'sche Entdeckung des Blutumlaufs erhielt,
sie versagte völlig den Dienst für die geistigen Phänomene.
Natur und Geist; die ausgedehnte und die denkende Substanz
, fallen daher bei Cartesius fast ganz auseinander, und
es war nur konsequent, wenn ein Malebranche auch die
dürftige Verbindung, die ihnen in diesem System noch gelassen
war, ganz leugnete und die gegenseitige Einwirkung
nur durch Gott besorgen liess.
Dieser Dualismus war allein schon anstössig genug,
als dass sich dabei das Denken auf die Dauer hätte beruhigen
sollen. Aber auch ein anderer Punkt, den man
meist ohne weiteres als selbstverständlich hingenommen
hatte, zeigte bei näherer Betrachtung nicht unbedenkliche
Schwierigkeiten, nämlich die Mitteilung der Bewegung von
einem Körper auf den anderen. Und in der Tat, derselbe
Grand, welcher unser Sträuben gegen die Annahme einer
Wirkung in die Ferne veranlasst, besteht auch bei der Mitteilung
der Bewegung durch den Stoss; es ist das die
Schwierigkeit, uns ein Ding dort wirkend zu denken, wo es
nicht ist. Nun beruht es aber einfach auf einer Sinnes •
täuschung, wenn wir durch eine Berührung der Körper, wie
sie beim Stosse statthat, diese Schwierigkeit gehoben
wähnen. Denn man mag die Körper noch so nahe aneinander
bringen, so sind es doch immer zwei getrennte
Dinge, und eine gegenseitige Einwirkung ist nur so möglich
, dass die Aktion von dem einen auf den anderen hinüberspringt
, das heisst, dass sie da wirkt, wo das wirkende
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