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Maier: Der Ursprung des Lebens.
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Natur zu erklären, ist m. E. eine Enthüllung der Harmonie
des Universums in den Werken des Allmächtigen
..... Wenn tatsächlich nachgewiesen werden
könnte, dass Staub und Erde durch Radioaktivität
Leben zu schaffen vermögen, so würde dadurch
lediglich die Richtigkeit der Bibellehre bestätigt.*)
Natürlich kann dieser Nachweis nicht in unseren Lebzeiten
erbracht werden, denn die Radioaktivität der Erde ist so
gering, dass es vielleicht tausende von Jahren dauert, ehe
sie Leben schafft.11 Burke will der Menschheit eine Erbschaft
hinterlassen, die augenblicklich wertlos erscheinen
mag, für die Nachwelt jedoch unschätzbar sein möchte. Er
sagt: „Ich beabsichtige, eine kleine Erbschaft zu hinterlassen
, aus der eine späte Zukunft die Wahrheit meiner
Theorie festzustellen vermag. Ich werde einige Röhren in
derselben Weise zubereiten, wie ich diejenigen zubereitete,
die ich für meine Experimente gebrauchte. Diese Röhren
werden Bouillon enthalten, die auf sorgfältigste Weise durch
eine Temperatur weit über den Kochpunkt unter hohem
Druck eine halbe Stunde lang sterilisiert wurde. Statt
des Radiums werde ich bei diesen Experimenten einfache
Erde benutzen. Diese Röhren werde ich irgend einem
Museum, vielleicht dem Britischen Museum in London,
überlassen mit der Instruktion, dass sie in Zwischenräumen
von hundert bis tausend Jahren geöffnet werden. Ist bis
dahin das Rätsel des Lebens nicht gelöst worden, so werden
sie sich vielleicht nützlich erweisen."
Die in London erscheinende Zeitschrift „English
Mechanica suchte vorläufig durch eine Umfrage die Ansicht
der bedeutendsten britischen Naturforscher über diese angebliche
Entdeckung zu erfahren. Während der Biologe
John Lubbock der Ansicht ist, dass ein Vorgang von so
weitreichender Bedeutung längere Zeit als ßurke's Experiment
beanspruchen würde, verspricht sich Edward Clodd, in
Uebereinstimmung mit den Anschauungen von W. Crookes*
vom näheren Studium der elektrischen Erscheinungen am
ehesten Aufklärung über das Wesen des Lebens, indem er
u. a. sagt: „Vor 10 Jahren stellte Prof. Bütschli einen
Stoff dar, der dem Protoplasma glich, und ob wir jetzt
durch ßurke's Forschungen und Experimente wirklich diesen
Stoft gefunden haben, muss erst die Zeit und weitere
Untersuchung zeigen. An dem Bericht von Burke ist nichts,
*) Wozu auch solch spitzfindige Erklärungsversuche einer in
so ziemlich allen Einzelheiten längst widerlegten und daher wissenschaftlich
überwundenen Weltanschauung? —- ßed,
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