Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
32. Jahrgang.1905
Seite: 520
(PDF, 218 MB)
Bibliographische Information
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1905/0536
520 Psychische Studien. XXXII. Jahrg. 9. Hett. (September 1905.)

wohl vom höchsten wissenschaftlichen, als praktischen
Interesse. Denn die Erfahrung hat stets gezeigt, dass je
tiefer eine Erkenntnis dringt, ihre Polgen von umso grösserem
und nachhaltigerem praktischem Vorteil werden, mag die
betreffende Erkenntnis auch anfänglich noch so unpraktisch
scheinen und dem ersten Erkenner und Bekenner selbst
zuerst nur Verkennung und Nachteil eintragen.

Schon der Nachweis, dass die Ableitung der wissenschaftlichen
Prinzipien viel richtiger und leichter auf dem
Weg der Deduktion möglich ist, als auf dem der induktiven
Experimentalforschung, dürfte für die Wissenschaft
bald die schönsten Früchte zeitigen. Denn aut die grossen
Prinzipien kommt es zuletzt überall an. Sie sind auch auf
dem Gebiet der Wissenschaft der Kompass, der uns allein
durch das Labyrinth ihrer unendlich zahlreichen Verhältnisse
zu führen und die Dinge in ihrem eigentlichsten Wesen
erkennen zu lassen vermag. Sind doch die meisten davon
viel zu verwickelt, als dass es der Experimentierkunst
jemals gelingen dürfte, sie vollkommen oder lückenlos bis
auf ihre Hauptaxe, die einfache Lichtwirkung oder das
Licht der Wahrheit, abzuwickeln oder zu entstauen. Eine
solche Arbeit ist für die Analyse allein zu gross; die Synthese
muss ihr dabei mit ihren Prinzipien, den grossen
Naturgesetzen, auf halbem Wege entgegenkommen. Andererseits
darf aber auch die Synthese von der Analyse erwarten,
sie hier zu treffen, da es ebenso wohl die Kraft unseres
schwachen Verstandes überstiege, alles von vornherein bis
zum letzten abzuleiten, vorauszusehen oder zu synthetisieren
, als alles bis aufs letzte abzubauen.

Das Heil der Wissenschaft liegt also darin, dass sie
die deduktive und induktive Forschung gleichmässig von
deren bezüglichen Ausgangspunkten, der bewussten selbstverständlichen
Wahrheit und dem ersten oberflächlichen
Schein der Dinge, aus vorgehen lässt. Jede von beiden
Methoden hat für die Erkenntnis die gleiche Berechtigung,
jede ist gleich notwendig. Beide sind auf einander angewiesen
wie zwei untrennbare Bundesgenossinnen, von
denen weder die eine, noch die andere ohne die andere ans
Ziel gelangen kann. Gehen sie aber gemeinsam vor, so vermögen
sie den Feind der Nichterkenntnis fetets in der Mitte, ihren
beiderseitigen kritischen Punkten, zu überwältigen. So oft
hier beide zum gleichen Resultat gelangen, so oft hier die
aufgebauten Spekulationen mit den abgebauten Erfahrungstatsachen
übereinstimmen, wird stets der Beweis erbracht
sein, dass das wahre Wesen eines Dinges richtig erkannt
ist. Auf dem Aequator von Wahrheit und Schein liegt


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