Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
32. Jahrgang.1905
Seite: 537
(PDF, 218 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1905/0553
v. Seeland: Die Logik der materialistischen Lehre eto. 537

und Umfallen. Kurz die absolute Gewalt der sittlichen
Gefühle (die sich in dem Umfang und der Tragweite der
aus denselben fliessenden Taten bekundet) ist bei solchen
Menschen grösser, die Gewalt aber, mit welcher die damit
verbundenen Schmerzen den Gleichgewichtszustand
des Ichs beeinträchtigen, geringer, als bei Schwächlingen.

Bücken wir jedoch mit Umsicht vor! Solche Erscheinungen
können immerhin nur unter einer gewissen
Bedingung zu stände kommen. Es gibt nämlich
Beispiele vollauf, wo Menschen von den schönsten
Gemüts-, Charakter- und Vei Standesanlagen in ihrer Trauer
um teura Personen oder Verhältnisse sich nicht mehr aufraffen
konnten, ja den Tod freiwillig suchten oder ihn
sich selbst gaben. Und das geschieht eben dann, wenn sie
das Geliebte für unwiederbringlich verloren halten.
Wie würde es z. B. mit einem Garibaldi geworden sein,
wenn ihn die Ueberzeugung übermannt hätte, dass sein
schönes Vaterland auf ewig zerstückelt und unterjocht
bleiben, seine Ideale unwiderruflich zertrümmert sein
werden? Auch seine schon aus seinem Antlitz leuchtende
Seelenruhe hätte dann sicherlich einem finsteren Lebens-
überdru8s Platz gemacht. Kurz die Besiegung des Schmerzes
kann bei stark Liebenden nur mit Hilfe der Hoffnung
auf eine Wiederkehr des Betrauerten zu stände kommen.
Den meisten Menschen, die sich z. B. nach dem irdischen
Tode geliebter Personen, an welche ihre eigene Existenz geradezu
geschmiedet war, schliesslich doch wieder an Lebensfreude
gewöhnen, gelingt dies nur deshalb, weil sie mit
vollem Ernste an ein einstiges Wiedersehen glauben. Genug
, der ausgesprochenste Sanguiniker, der aber zugleich
energischer Hinneigung für Individuen oder
Ideen fähig ist, kann, wenn alle Stricke reissen, dem
Schmerz zum Opfer fallen. Also kann auch ein starkes
Temperament den Charakter- und Geistvollen nur bis zu
einem gewissen Grade aufrechthalten. Wer hingegen, mit
einem besonders glücklichen Temperament begabt, sich
durch nichts aus dem Sattel heben lässt und nach dem
Verlust von allem, was dem Menschen als Familienglied,
Bürger, Forscher usw. teuer ist, noch tänzelnd sein schmerzloses
Ende erreicht, — der hat eben keine andere Kraft,
als die seines Temperaments. Mit anderen Worten könnte
man sagen, dass letztere Art Menschen als Individuen
vollständiger, bezw. glücklicher organisiert, als Glieder eines
auf sittlicher Grundlage stehenden Ganzen aber nicht weit
her sind. Bleibt man daher bei einer „gegebenen" Welt
ohne jegliche jenseitige Ergänzung stehen, so sind diejenigen


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1905/0553