Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
32. Jahrgang.1905
Seite: 552
(PDF, 218 MB)
Bibliographische Information
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552 Psychische Studien. XXXII. Jahrg. 9. Heft. (September 1905.)

Als wir vom Äcker, über den eine flotte Steepleehase
geritten worden war, in den Wald einritten, sagte einer der
Herren lachend: „Und in Poseidons Fichtenhain — tritt
er mit frommem Schauder ein." An diese Bemerkung
knüpfte sich ein Gespräch über Ahnungren und Anzeichen,
und bald gab ein jeder seine Haussage zum besten. Der
eine erzählte von Wichtelmännchen, der andere von einer
weissen Frau, der dritte von einem mysteriösen Trinkpokal
usw. usw. „Nun, Graf A., was haben S<e für ein artiges
Familiengeschichtchen?" fragte endlich ein Gast den alten
Herrn, der still seines Weges dahinritt und lächelnd zu
allen Erzählungen den Kopf schüttelte, „geben Sie uns,
bitte, auch etwas zum besten." Der Graf sah den Frager
fast unwillig an: „Ich glaube an diese Torheiten nicht!"
„Aber wir haben doch eine Familiensage," fiel die Gräfin
ein. „Und wenn mir mein Herr und Gebieter auch abwinkt
— ich will sie erzählen, wie sie mir erzählt worden
ist. — Vor hunderten von Jahren sassen die Ahnen meines
Mannes hier schon auf Rombiscbken; sie waren Heiden,
wie alle alten Freussen, Endlich Hess sich einer von ihnen
zum Christentum bekehren. Er baute die alte Kirche im
Dorfe mit der Grabkapelle und wurde dort als erster bestattet
. Als er auf dem Sterbebette lag, erschienen ihm
die Heidengötter, denen er abgeschworen hatte. Sie durften
ihm nichts anhaben, denn der Christenpriester mit dem
Kreaz stand dabei; aber sie verfluchten den Ungetreuen
in grässlichen Tönen und sprachen: „Du und deine Nachkommen
— Ihr sollt den Tod fürchten lernen! Jedesmal,
wenn einer stirbt, am Vorabend seines Todes, soll die Tür
der Grabkapelle offen stehen, ob sie auch verschlossen war.
Wisse, das sind wir, die alten Götter!" — Und so geschieht
es jetzt noch immer durch die Jahrhunderte bis in unsere
Tage hinein."

Diese Erzählung, welche die Gräfin in ihrer seltsamen
Art und Weise, mitten im Ihorst mit Ausdruck vortrug,
fand allgemeinen Beifall und Herr v. D., ein Verwandter
des Barons, machte den Vorschlag, nach dem Dorf hinüberzureiten
und die seltsame Pforte anzusehen. Der alte Graf
hatte einige Einwände, als aber seine Gattin — die wie
eine Walküre zu Pferde sass — dem Scheck die Sporen
gab und dahinsauste, folgte ihr die ganze Kavalkade und
nach zehn Minuten hielten wir vor der Kirche und Grabkapellentür
. Und die Tür stand offen! Weit
offen, so dass man in den Gang hineinsah, und rechts und
links die bestaubten Särge erkennen konnte.

»


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