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570 Psyehisohe 8tudien. XXXII. Jahrg. 9. lieft. (September 19ü5.)
fehlt, die den Standpunkt des Verf. kennzeichnete. Der im letzten
Artikel gesperrt gedruckte Schlusssatz: „ Das neue Jahrhundert eröffnet
uns eine neue Welt* — scheint doch wohl eine leise Ironie
zu enthalten ? Wernekke.
Antisophie. Von Wilhelm Heim. Michelis. Berlin 1905. Verlag von
G. Mchier (45 S. 8«. Preis 1 M.)
Da der Verf. von der Philosophie eine recht ungünstige
Meinung hat (natürlich Häckel'a Monismus ausgenommen), scheint
er auch von Philologie, wenigstens von Etymologie, nicht viel zu
halten. Wenn er dem von ihm abgewiesenen Transszendentalen
das „Zisdeszentale* gegenüberstellt (er meint oaniit das Erfahrungs-
mässige), so hat er mit diesem selbstgeschaÄenen Wortungetüm
ebenso wenig Glück, wie mit dem Titel seiner Schrift; denn Anti-
sonhie — Weisheitsgegnerschaft — ist doch nicht dasselbe wie Anti-
Shilosophie, was er hat ausdrücken wollen. Sein Standpunkt wird
ezeichnet durch den Satz: „Behauptungen, die jenseits alier Erfahrung
und unerreichbar für einen mechanischen, objektiven Massstab
liegen, nennen wir Atheisten, recht unhöflich, subjektiven
Aberglauben/ Diesen Aberglauben — um der Kürze halber ein
Stück aus den lobenden Begleitworten des Verlegers anzuführer —
kennzeichnet der Verf. „mit frappierender Schärfe als die wesentliche
Quelle des weit ausgetretenen philosophischen Weisheitsstromes
. Die fundamentalsten Lehrsätze, die Jahrhunderte laug die
Kathederweisheit als offenbarte Weisheit für sich anführten, widerlegt
der Verf. kurz und gediegen: sie lösen sich in dem kritischen
Lichte der Skepsis in Wohlgefallen auf.* Kann man noch mehr
verlangen ? Wernekke.
Vollständiges kurzgefasstes illustriertes Lehrbuch des praktischen Spiritismus
. Einschliesslich einer Anleitung zum Hypnotismus, Statu-
volence und Magnetismus und einer Erläuterung über Abdrücke,
Formen und Bilder von Astralwesen und ihre Herstellung. Als
Anhang 18 Seiten hochwichtiger Abbildungen von Geisterphoto«
graphien usw. Von Ernst C. Marre. 2. verb. Aufl. Bearbeitet
von Hans Arnold. Leipzig, Ernst Fiedler. 1905 (103 S. 8<>. Preis
M. 1,50).
Der lange, hier etwas abgekürzte Titel verspricht vielerlei.
Natürlich kann dies alles nur kurz berührt werden. Es ist eine
Plauderei über die verschiedenen Gebiete des Okkultismus, mit Andeutungen
über die Art der einschlagenden Beobachtungen und
deren Ergebnisse. An Nachlässigkeit des Ausdrucks steht das Büchlein
auf gleicher Stufe mit den Veröffentlichungen einer grossen
Zahl von Spiritisten, denen der Eifer für eine Sache als genügende
Vorbedingung für den Schriftstellerberuf gilt. W ernekke.
Der Animismus im Lichte der Wahrheit. Von Dr. E. M. Leipzig,
Ernst Fiedler. 1905 ^72 S. 8<>. Preis M. 1,20.)
Vermutlich ist diese Schrift früher als die vorerwähnte erschienen
. Dass sie von demselben Verf. herrührt, lassen die Anfangsbuchstaben
des Namens unschwer erkennen — und die Vortragsweise
ebenfalls. Er hat aber bescheiden auf den Titel gesetzt:
„Non quis, sed quid" — nicht wer, sondern was, „weil hier das
Interesse für das Wer ausgeschlossen und nur der Inhalt der Schrift,
also das Was, massgebend sein soll.tt Der Inhalt besteht in dem
Versuche, die Unzulänglichkeit der animistischen Erklärung okkulter
Erscheinungen darzutun. Der Standpunkt des Verf. ergibt sich aus
folgendem Satze (S. 3) : „Die Laien, die sich mit den spiritistischen
Phänomenen beschäftigten, waren so klug, die unbekannten Intelli-
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