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Literaturbericht.
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genzen zu fragen, wer sie eigentlich seien, und diese antworteten,
sie wären Menschen gewesen, hätten als solche auf der Erde gelebt,
wären verstorben, und jetzt lebten sie, anders organisiert, in einem
anderen Milieu. Also Geister sind es, die sich mit Hilfe obiger
Naturkräfte offenbaren/ Wenn hiermit von vornherein der spiritistische
Ursprung der Erscheinungen als Tatsache angenommen
wird, so macht die Abweisung des animistischen Ursprungs selbstverständlich
wenig Mühe. Trotzdem sind darüber viele Worte gemacht
, in denen ein rechtes Verständnis fremder Ansichten ebenso
zu vermissen ist, wie scharfe Begründung der eigenen Meinung. W,
Lo Spiritismo sccondo Shakespeare. Studi di N. R. <VAlfonso. Borna,
E. Loescher & Co. 1905 (46 S. gr. 8<>).
Der Verf., Professor an der Universität Eom, hat in einer Anzahl
Schriften verschiedene psychologische und pädagogische Gegenstände
erörtert. An seine psychologischen Studien über Shakespeare'-
sehe Dramen (Macf eth und Hamlet) schliesst sich auch das vorliegende
Schriftchen an, worin insbesondere die Geistererscheinungen behandelt
werden. Nach des Verf. Ansicht will Shakespeare sie nicht
etwa im Sinne des modernen Spiritismus aufgefasst haben, sondern
als Halluzinationen. Er versucht darzulegen, wie sich eine solche
Halluzination zunächst bei Hamfei's Freunden bilden konnte, wie
sie auf deren Bericht danü bei Hamlet entstand. Da nun diesem
nicht bloss die Gestalt des Katers vertraut war, sondern auch dessen
Denk- und Sprechweise, so konnte bei ihm auch eine Gehörshalluzination
eintreten und damit der Argwohn über die Ursache des
Todes des alten Königs, welcher im Geiste des Sohnes schon geschlummert
haben mochte, zu bestimmtem Ausdruck kommen.
Wernekke.
Prof. Dr. Sigm. Freud: Der Witz und seine Beziehungen zum Unbewussten.
Leipzig und Wien, Franz JDeutiike, 1905 205 S.
Die verschlungenen Wege, auf denen der Effekt des Witzes
erreicht wird, die seit jeher ein Problem für ganz hervorragende
Denker gebildet haben, finden wir in dem Werke des bekannten
Wiener Psychotherapeuten Prof. Dr. Siym. Freud hell beleuchtet
und besonders in ihren Beziehungen zum Unterbewusstsein analysiert
. Die Bedeutung, welche der Witz immerdar besonders auch
im gesellschaftlichen L<eben hat, die Erkenntnis, welchen Wert Untersuchungen
auch auf scheinbar entlegenen Gebieten der Psychologie
doch haben können} weil nämlich zwischen allen psychologischen
Geschehnissen ein intimer Zusammenhang existiert, lassen die
Lösung des Problems des Witzes wirklich als eine Aufgabe „des
Schweisses der Edelen wert* erscheinen. Im analytischen Teil behandelt
Freud die Technik und die Tendenzen des Witzes. Im
synthetischen Teile finden wir geistreiche und tiefe Auseinandersetzungen
über den Lustmechanismus und die Psychogenese, über
die Motive des Witzes und über den Witz als sozialen Vorgang.
Im dritten, theoretischen Teil endlich wird die Beziehung des Witzes
zum Traum und zum Unbewussten erörtert, der Witz mit den
verschiedenen Arten des Komischen verglichen und besonders die
Unterschiede von Witz, Komik und Humor genau festgestellt. Der
Inhalt des Werkes ist ein so reichhaltiger und die Ergebnisse sind
so bedeutsame, das? jede fernere Untersuchung auf diesem entlegenen
Gebiete wohl auf Prof. Freude Spuren wandeln muss.
Dr. med. Wolfgang Bahn, Breslau X.
M. Ritter, Die neurodynamische Therapeutik. Leipzig, Benno Konegens
Verlag. 1905. (59 S.)
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