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592 Psychische Studien. XXXII. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1905.)
Auch die Astrologen haben immer starke Störungen bei
oder infolge von Akkumulation bald nach Eklipsen behauptet
, meteorologische und vulkanische, physiologische,
soziale, politische oder sonstige im Leben der Menschen.
Das hängt aber alles zusammen, denn mit der Aura der
Erde und der mannigfachen Luft- und Erdelektrizität sind
wir verbunden, und man ist daher berechtigt, die wahrnehmbareren
physikalischen Elemente auch zur Begründung
der Astrologie zu benützen. Kepler formulierte das so, dass
die Aspekte durch eine „lebendige Seel", durch eine „anima"
der Erde wirken; er wusste nicht, dass sich die Seele
seines „Erdtieres" elektromagnetisch äussert. Von allen
okkulten Gebieten liegt die Astrologie der Schulwissenschaft
heute am nächsten, und auf diesem Wege
allein kann sich eine Wiederannäherung vollziehen. —
Zu dem von Herrn N. gewünschten Beweise, dass die
Eigenschaften der Planeten im Altertum als dieselben erachtet
wurden wie heute (von den Konstellationen zwischen
den Gestirnen, also von den Aspekten gilt dies aber
nur zum Teill), führe ich nach babylonischen Keilschriften
aus „Modern Astrology", Juli 1900, Regeln aus
„Reports of the Magicians and Astrologers of Niniveh and
Babylon" by Ä. C. Thompson (1900) Einiges an: „Wenn
Jupiter zum Ort des Sonnenuntergangs kommt, so ist
sicheres Wohnen, und das Glück des Friedens wird im
Lande herrschen." Genau so judizieren wir noch beute die
Stellung des Jupiter in einem Mundan-Horoskop im Westen
im 7. Hause; es ist eine glückliche Anzeige für Regierung
und Volk. Dass ein Hof um die Sonne Regen verkündet,
wie es dort heisst, findet heute auch der Nichtastrologe erklärlich
. Ob dagegen die Regel immer stimmt, dass, wenn der
Mond den Regulus passiert und einen Hof hat, die Frauen
männliche Kinder gebären, ist fiagwürdig und nicht leicht
festzustellen. Der Mond mit einem Hof und bei dem Sterne
Spica (der Jungfrau) soll „Räubereien" im Lande anzeigen;
solche Regeln kennen wir nicht. Der Mond mit einem Hof
und Mars in diesem war ein sehr schlechtes Omen, es
zeigte Viehsterben an, auch Misswachs, oder: der König
von Elam wird sterben, ein König verliert Land usw. Das
wäre nun insofern wieder in Uebereinstimmung mit unseren
Erfahrungen, als die Konjunktion von Mond und Mars
notorisch übel ist; dagegen hat heute die Verschlimmerung
durch den Hof beim Monde keine Stätte in den Büchern,
wohl weil wir die Konstellationen nicht, wie die Babylonier,
am Himmel studieren. Vielleicht ist etwas Wahres daran.
Aber aus der von einem Böttcher gemeldeten Geburt
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